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»Bayern München darf man
nie zu früh abschreiben«

Bundesliga-Vierkampf um den Titel und die Champions League-Tickets

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Für Gerald Asamoah ist die Sache ganz einfach. »Wenn wir alle Spiele gewinnen, dann kann kein anderer Verein Meister werden.« Da liegt der Schalker richtig. Aber so leicht und locker dürften die »Königsblauen« das Titelrennen kaum für sich entscheiden. Trainer Mirko Slomka geht weiter davon aus: »Es bleibt bei einem Vierkampf.«

FC Schalke 04, Verfolger Werder Bremen, der VfB Stuttgart und der FC Bayern München, das ist das Spitzen-Quartett, das in den nächsten acht Bundesliga-Runden bis zum Abpfiff am 19. Mai die »Sahneplätze« unter sich ausmacht.
Zu vergeben sind: die Meisterschale, zwei direkte Champions League-Teilnahmen, eine Champions League-Qualifikation und ein Ticket für den UEFA-Cup. Das ist natürlich nur der letzte Preis, um den sich keiner reißt.
Nach 26 Runden stehen da die Bayern. Wenn das so bleibt, wäre das für den Titelverteidiger bitter: Denn seit mehr als einem Jahrzehnt waren sie mindestens immer Dritter. Als schlechteste Platzierung der jüngeren Vergangenheit wird Rang sechs in der Spielzeit 1994/95 in den Bilanzen geführt.
Von der Meisterschaft 2007 will Trainer Ottmar Hitzfeld nach der 0:1-Niederlage in Frankfurt nicht mehr reden: »Wir konzentrieren uns auf die Qualifikation für die Champions League.« Doch Kollege Slomka spielt dieses Spielchen nicht mit: »Die Bayern darf man nie zu früh abschreiben.« Trotz der neun Punkte Rückstand, denn es waren vor Wochen ja sogar schon einmal zwölf. Dann machten die Münchner in nur einer Woche sechs Zähler auf Schalke gut.
Slomka, der Mathematik studiert hat, weiß genau, wie schnell sich die Liga-Lage in der Spitzengruppe verändern kann. Zahlen, die schon nach dem 27. Durchgang nicht mehr zählen können: 9, 7, 3. Das ist im Moment der Vorsprung seiner »Königsblauen« vor den Bayern, Stuttgart und Bremen. Wenn Slomka jetzt am nächsten Spieltag mit Schalke in München verliert, Stuttgart gegen Aachen gewinnt und Bremen sich in Cottbus durchsetzt, heißen die neuen Ziffern: 6, 4, 0. Und Bremen grüßt als neuer Tabellenführer.
Also, von wegen hätte, wenn und wäre, so könnte es kommen. Deshalb schlug Schalkes Manager Andreas Müller nach dem 1:0-Sieg gegen Stuttgart auch leisere Töne: »Wir freuen uns über die wichtigen Punkte, aber wir sind noch lange nicht am Ziel.«
Platz eins. Endstation Sehnsucht. Den behaupten sie aber nun schon seit dem 4. Februar 2007, dem Tag, an dem sie Werder Bremen im Weserstadion mit 2:0 entzauberten. Doch die da oben im hohen Norden, die hat das nie geschockt. Und einen coolen Coach wie Thomas Schaaf schon gar nicht: »Warum sollen wir nach ein paar kleinen Rückschlägen unsere Marschrichtung ändern? Natürlich wollen wir Deutscher Meister werden.«
Bremen bekennt sich weiter laut und offen zur Verfolgerrolle. Die Stuttgarter und Münchner haben dagegen den Titel bereits abgeschrieben. VfB-Trainer Armin Veh kündigte an: »Über die Meisterschaft rede ich nicht mehr, wir wollen Platz drei verteidigen oder vielleicht noch Rang zwei erobern.« Und Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld stellte fest: »Für den Titel kommen wir nicht mehr in Frage.«
Das sind die offiziellen Versionen. Wie sie in Stuttgart und München hinter verschlossenen Türen reden, geht niemand etwas an. Klar schielen auch diese zwei Vereine noch nach ganz, ganz oben. Denn stabil scheint Schalke nicht zu sein - wie die vier erfolglosen Partien gegen Wolfsburg (2:2), Leverkusen (0:1), Hamburg (0:2) und Hannover (1:1) zeigten.
Noch sind die »Königsblauen« die Nummer eins, sie wollen den Platz an der Sonne verteidigen. Unbedingt. An den Fans soll es nicht liegen, ihre Unterstützung ist schon lange meisterlich. Vor dem Anpfiff gegen den VfB Stuttgart forderten sie auch die Spieler zum letzten Einsatz auf. Der knappe Knappen-Reim auf dem Transparent: »Alle Kraft in uns wecken: alles in die Schale stecken.«

Artikel vom 20.03.2007