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Die Zeiten ändern sich
Senioren am Steuer sind deutlich besser als ihr Ruf
Bielefeld (WB). Eine Brille ist fast Standard, das Hörvermögen lässt nach und beim Schulterblick knackt der Rücken. Alte Menschen am Steuer - ungeheuer! Ein weit verbreiteter Irrtum, denn mit dem nötigen Maß an Aktivität, Engagement und Selbstkritik klappt das auch mit dem Autofahren - bis ins hohe Alter.
»Es gibt zahlreiche Probleme, auf die sich ältere Menschen im Verkehr einstellen müssen«, sagt Udo Lange, Moderator des Deutschen Verkehrssicherheitsrats und ehrenamtlicher Mitarbeiter des ADAC. Die Regeln haben sich geändert und auch die Dichte des Verkehrs hat deutlich zugenommen. So gab es vor 40 Jahren 4,5 Millionen Personenkraftwagen auf deutschen Straßen - heute sind es 45 Millionen. Die Geschwindigkeit der Autos ist enorm gestiegen und es gibt immer irgendwo einen Stau. Und dennoch hat sich das Verhalten der Verkehrsteilnehmer deutlich verbessert. Es wird vorsichtiger und vernünftiger gefahren. Die Konsequenz: Es sterben zum Beispiel mehr Menschen bei Unfällen im Haushalt als im Straßenverkehr.
Mobilität zählt mehr denn je zu den Grundbedürfnissen der Menschen. Im Kindesalter fängt es mit dem Dreirad an und hört im Seniorenalter mit Rollator und Co. noch nicht auf. Denn Beweglichkeit ist ein Symbol für Lebensqualität. Das Motto der »jung(geblieben)en Alten« lautet, so lange wie möglich mobil bleiben - aber in Sicherheit. »Man sollte sich selbst und anderen gegenüber Verantwortung übernehmen«, erklärt Udo Lange. Denn Alter ist relativ. Das biologische unterscheidet sich häufig enorm vom kalendarischen Alter. Und doch muss sich der Verkehrsteilnehmer ständig selbst überprüfen, da der Alterungsprozess schleichend verläuft und nur bei intensiver Beobachtung bemerkt werden kann. Kritik und Wahrnehmung sind wichtig beim Hören, Sehen, Reaktionsvermögen, Beweglichkeit, Leistungsvermögen sowie Ausdauer. Sehschwäche fällt einem betroffenen Fahrer häufig im Verkehr auf, das Verstehen wird schwieriger und beim Rückwärtsfahren gibt es Rückenprobleme. Auch entstehen Einschränkungen durch die Einnahme von Medikamenten, Wetterfühligkeit oder unregelmäßige Fahrpraxis. »Die Männer sollten häufiger mal ihre Frauen ans Steuer lassen, damit sich diese auch Routine angewöhnen können«, lautet die Empfehlung des Bielefelder Experten.
Neben der körperlichen Beweglichkeit ist aber vor allem auch die geistige Fitness entscheidend. Soziale Kontakte, regelmäßiges Lesen von Zeitungen und Büchern, Nachrichten hören und auch Gruppenzugehörigkeit tragen dazu bei, diese zu trainieren. Und natürlich ist auch die gesunde Ernährung ein weiterer Faktor.
»Fitness und Aktivität sind wichtig«, sagt Udo Lange und weist darauf hin, dass auch die korrekte Beherrschung der Regeln zu einem sicheren Verhalten beitragen. »Da könnten zum Beispiel auch nochmal ein paar Fahrstunden genommen werden.«
Seniorengerechte Fahrzeuge, die beispielsweise vom ADAC in der Rubrik »fit & mobil« getestet werden, bieten bessere Einstiegshöhen sowie mehr Übersichtlichkeit und Bequemlichkeit. So wird den Bedürfnissen älterer Menschen entsprochen, die mit ihrem Mehr an Erfahrung, ihrer ruhigen Fahrweise und dem vorausschauenden Fahren, durchaus Vorbilder auf den Straßen sein können. Larissa Kölling

Artikel vom 23.03.2007