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Rentenerhöhung ist nur ein Trostpflaster

Teuerung und höhere Beiträge zehren Zuwachs auf

Von Günther Voss
Berlin (dpa). Auf diese Nachricht haben die 20 Millionen Rentner lange warten müssen. Nach vierjähriger Durststrecke können sie erstmals wieder mit etwas mehr Geld rechnen. Zum 1. Juli steigen die Renten um - bescheidene - 0,54 Prozent. Wer 1000 Euro Rente bekommt, darf also mit 5,40 Euro monatlich mehr rechnen.

Das sei »nicht viel«, räumte selbst Franz Müntefering (SPD) ein. Der Sozialminister hatte die Botschaft via Frühstücksfernsehen gestern unters Volk gebracht - und hinzugefügt, in den vergangenen Jahren hätten »nicht nur die Rentner nichts obendrauf bekommen, sondern auch die aktiv Beschäftigten nicht«.
Die Einwände aus Opposition, Gewerkschaften und Sozialverbänden kamen prompt: »Weniger als ein Trostpflaster«, »viel zu gering« oder »Mogelpackung«, tönte es Müntefering entgegen. Die Linksfraktion hielt dem Vizekanzler gar - stellvertretend für viele Kritiker - vor, die Erhöhung sei »faktisch eine Renten-Nettokürzung«.
Die letzte Rentenanpassung liegt fast vier Jahre zurück: Mitte 2003 wurden die Altersbezüge im Westen um 1,04 Prozent, im Osten um 1,19 Prozent angehoben. Dann folgten drei Nullrunden.
Eine Rentenkürzung, die nach der gesetzlichen Rentenformel eigentlich notwendig gewesen wären, blieb den Ruheständlern 2006 nur durch eine Schutzklausel erspart. Die unterbliebene Kürzung soll aber nach 2011 »nachgeholt« und mit Erhöhungen verrechnet werden.
Dass die Renten jetzt wieder steigen, ist der Konjunkturbelebung, dem Rückgang der Arbeitslosigkeit und steigenden Tarifeinkommen der Beschäftigten zu verdanken. Von der Anhebung werden sich die Rentner aber nicht mehr leisten können: Dazu fällt sie zu gering aus. Sie gleicht aktuelle Zusatzbelastungen aus Mehrwertsteuererhöhung und steigenden Krankenkassenbeiträgen nicht aus. Unterm Strich bleibt nach den drei Nullrunden in jedem Fall ein Minus.
Sollte sich der Konjunkturaufschwung in Deutschland fortsetzen - und danach sieht es aus -, dürfte die Durststrecke aber erst einmal vorbei sein: Dann können auch die Rentner in den kommenden Jahren auf weitere, zumal kräftigere Zuschläge hoffen. »Dann, wenn es möglich ist, werden wir die Renten erhöhen«, ließ sich Müntefering nicht festlegen. Nach der langfristigen Einschätzung der Bundesregierung steigen die Renten bis 2020 jährlich im Durchschnitt immerhin um 1,4 Prozent.
Im Einzelnen sieht die Rentenerhöhung wie folgt aus:
Monatsrente Erhöhungsbetrag
250 Euro+ 1,35 Euro
500 Euro + 2,70 Euro
750 Euro+ 4,05 Euro
1000 Euro+ 5,40 Euro
1500 Euro + 8,10 Euro
1750 Euro+ 9,45 Euro
2000 Euro+ 10,80 Euro

Artikel vom 22.03.2007