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Kurzer Einblick
hinterlässt
auch Spuren

Bilanz nach »Tag der Mit-Arbeit«

Von Elke Wemhöner
und Carsten Borgmeier (Foto)
Sieker (WB). Die Arbeitswelt aus einer anderen Perspektive haben gestern acht Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kirche betrachtet. Sozialpfarramt und die Arbeitsgemeinschaft Bielefelder Beschäftigungsinitiativen (AGBI) hatte dazu im Rahmen der Woche der Armut aufgerufen.

Werkstatt statt Schreibtisch, Pflegestation statt Konferenzrunde - für den Einen war das neues Terrain, für den Anderen ein Ausflug in die eigenen Berufsanfänge. Einig waren sich alle Teilnehmer, dass das Erlebte nicht nur interessant war, sondern auch - trotz eines Zeitrahmens von wenigen Stunden - Gelegenheit war für Einblicke in Arbeitswelten bot. Die kritische Frage, ob man nicht der Sozialromantik nachhinge, beantworteten die Teilnehmer mit einem entschiedenen Nein.
Im Rahmen der Woche der Armut mit dem Motto »arm in Arm« wollten Sozialpfarramt des Kirchenkreises Bielefeld und die Arbeitsgemeinschaft Bielefelder Beschäftigungsinitiativen (AGBI) den Anstoß geben, Betroffenen von Armut und Arbeitslosigkeit in Augenhöhe begegnen. In einer Talkrunde, die gestern im Studio des Bürgerfernsehens Kanal 21 an der Meisenstraße stattfand und auch mit TV-Kameras aufgezeichnet wurde, berichteten sie vom Einsatz. Regine Burg (Superintendentin und Pastorin) und Klaus-Peter Johner (Verwaltung Kirchenkreis) gingen in Alten- und Pflegeeinrichtungen, Michael Heesing (Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Jurist) und Günter Garbrecht (Politiker und SPD-Landtagsmitglied) arbeiteten in einer Werkstatt mit, Udo Halama (Sozialpfarrer) und Elisabeth Rathsmann-Kronshage (Kommunalpolitikerin, Grüne) lernten einen Gartenbetrieb kennen, Monika Kammeier (CDU-Kommunalpolitikerin und Unternehmerin Medienbranche) sah sich in einem Ausbildungswerk um.
Wenn Inhaber eines Ein-Euro-Jobs ihre Situation schildern, die Unsicherheit bezüglich ihrer beruflichen Perspektive deutlich machen, berührt das anders als Fachdebatten in Gremien. Arbeitslose, die sich immer wieder mit viel Energie motivieren, trotz Frust und Enttäuschung, hinterlassen andere Eindrücke als Statistik-Zahlen.
Sozialpfarrer Udo Halama bezog für die Kirche deutlich Position: »Die Gesellschaft muss Arbeit finanzieren statt Arbeitslosigkeit«. Und er unterstrich auch, das Löhne so zugeschnitten sein müssen, dass ein Arbeitnehmer seine Existenz damit sichern kann.
Bruno Hartmann (Profil e.V.) und Anke Schmidt (KurzUm Meisterbetriebe) als Vertreter der AGBI traten noch einmal deutlich dafür ein, dass die Anbieter an Beschäftigungsprojekten oder Eingliederungsmaßnahmen mehr Sicherheit brauchen. »Es kostet viel Energie, immer wieder für langfristige Projekte kämpfen zu müssen«, sagte Hartmann. Und Anke Schmidt wies darauf hin, dass Arbeitslose nicht den Ein-Euro-Job wollen, sondern eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Das Gefühl, selbst einen Beitrag zur sozialen Absicherung zu leisten, sei sehr wichtig.
Die einstündige Talkrunde derjenigen, die einen »Tag der Mit-Arbeit« absolviert hatten, wird über den Kanal 21 (zu empfangen über Kabelanschluss) am Freitag, 23. März, um 18.20 Uhr, und Samstag, 24. März, sowie Sonntag, 25. März, jeweils um 17.20 Uhr zu sehen sein.

Artikel vom 21.03.2007