20.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Milder Winter
behagt auch
den Läusen

Feldgang im Bielefelder Osten

Von Elke Wemhöner
und Bernhard Pierel (Fotos)
Stieghorst (WB). Die Wintergerste hat schon stattliche 15 Zentimeter Wuchshöhe erreicht. Ihre Chancen, eine stattliche Ähre auszubilden, standen gestern als Thema im Mittelpunkt eines Feldgangs der Landwirte aus dem Bereich Heepen/Stieghorst.

Als kundigen Fachmann hatte Heiner Dingerdissen vom landwirtschaftlichen Kreisverband Bielefeld den Pflanzenschutz- und Ackerbauberater Hans-Herbert Obermowe (Landwirtschaftskammer NRW) zum Ortstermin eingeladen. Seine Bewertung und seine Ratschläge machten deutlich, dass moderner Ackerbau eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigen muss und der Landwirt diese für seine Entscheidungen nutzen sollte. Nicht nur das Wetter, auch der Zustand und die Beschaffenheit der Böden und der Entwicklungsstand der Pflanzen spielen eine Rolle. Weichen stellt der Landwirt unter Umständen schon mit der Wahl der Pflanzensorte. Wenn »Franziska« der Läuseplage nicht mehr widerstehen kann, erweist sich die kräftigere Gerstensorte »Naomi« vielleicht als bessere Wahl. Aber das zeigt sich erst nach Wochen. Zudem spielen nicht nur die tierischen Schädlinge den kleinen Pflanzen übel mit. Auch Gräser und Pilze können bei der jungen Gerste negative Auswirkungen verursachen. Der warme Herbst und der milde Winter haben einerseits den Pflanzenwuchs begünstigt. Andererseits hätten knackige Frosttage mit minus Zehn bis 15 Grad dem Läusebestand an der Wintergerste den Garaus gemacht. Und da die winzigen Tiere von Viren befallen sind, werden die Pflanzen nachhaltig geschädigt. Statt weiter gen Sonne und Himmel zu streben, bildet die Gerstenpflanze Nester. Die Gelbfärbung und die kümmerliche Ausbildung des Wurzelbereichs sind weiter optische Hinweise auf einen Befall. »Wir hatten schon im Oktober vergangenen Jahres eine Läusewarnung herausgegeben. Viele Landwirte haben bereits vor einem Vierteljahr Insektizide ausgebracht«, erläutert Obermowe. Mit Erfolg, wie sich bei Stichproben auf einem Gerstenschlag von Bernd Henrichsmeier in der Nähe des Lipper Hellweges herausstellt. Fachmann Obermowe hat aber noch weitere Tipps parat, welchen Mengen Insektizide und Dünger jetzt noch sinnvoll sind. »Es kommt auch vor, dass der Befall zu stark ist und der Landwirt alles unterpflügt.«
Der Schleppereinsatz ist derzeit nur möglich, wenn die Ackerflächen nicht zu nass sind. Mehr als ein Drittel der durchschnittlichen Jahresenge wurde bereits jetzt erreicht: 330 Millimeter. Bleibt abzuwarten, wieviel Niederschlag das Frühjahr noch bringt.
Und welche Strategie ist für den Landwirt die Beste? »Immer wieder den Pflanzenschlag kontrollieren und dann eine Abwägung treffen, die alle Faktoren einbezieht«, erläutert Obermowe das Prinzip, bei dem Erfahrung eine wichtige Rolle spielt.

Artikel vom 20.03.2007