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»Er wird allen unvergesslich bleiben«

1500 Gäste nehmen Abschied von Rudolf August Oetker - Sohn August hält die Trauerrede

Von Manfred Matheisen
und Michael Diekmann
Bielefeld (WB). In einer beeindruckenden Trauerfeier haben am Freitag in der Bielefelder Oetkerhalle 1500 Repräsentanten des öffentlichen Lebens, Mitarbeiter und Firmen-Pensionäre Abschied genommen von Rudolf August Oetker. Der Senior der Oetker-Gruppe war am 16. Januar 90-jährig gestorben.
Elvira und Dr. Alfred Oetker: Er führt Oetker-Holland und ist Gesellschafter der August Oetker KG. Fotos: Borgmeier/Pierel
Rudolf-August Oetker starb am 16. Januar.

»Mein Vater wird allen, die ihm begegnet sind, unvergesslich bleiben«, sagte August Oetker, der älteste Sohn des Verstorbenen, in der Trauerrede. Der Senior selbst habe bestimmt, dass er zu seinem Gedenken sprechen solle: »Nicht zu lang, hat er mich ermahnt - und dann mit einem Schmunzeln 'viel Vergnügen' gewünscht.«
»Wir alle sind dankbar, dass unser Vater ein erfülltes und langes Leben gehabt hat, mit viel Arbeit und Mühe, die ihn zum größten Teil glücklich gemacht haben«, sagte der Firmenchef. Rudolf-August Oetker sei geprägt gewesen von seiner Jugend, habe in der Nachkriegszeit prägend gewirkt: »Er war der richtige Mann für diese Jahre, und diese Jahre waren richtig für ihn.« Neugier sei ein wesentlicher Charakterzug seines Vaters gewesen. »Er war hungrig nach Informationen, spürte den Drang, Erkenntnisse umzusetzen, war ein Unternehmer in bestem Sinne.«
In den vergangenen beiden Jahren hat Rudolf-August Oetker der Journalistin Gina Thomas sein Leben erzählt, das in einem Buch für die Familie zusammengefasst worden ist. Mit vielen Zitaten daraus erinnerte August Oetker an die »glückliche Kindheit« seines Vaters. Aber auch an den tiefen Schmerz, den er empfunden habe, als seine Mutter, der Stiefvater und vier Geschwister bei dem Bombenangriff auf Bielefeld am 30. September 1944 ums Leben gekommen seien. »Aus der Erfahrung, wie schnell Glück zerstört werden kann, resultierte seine Sehnsucht nach Harmonie.«
Der »mutige Optimist« Rudolf-August Oetker habe nach der Kapitulation am 8. Mai sofort begonnen, die Firma wieder aufzubauen, die sein Lebensmittelpunkt gewesen sei. Es sei ihm immer bewusst gewesen, dass Erfolg auf dem Vertrauen in die Mitarbeiter basiere: »Meine Geschwister und ich werden diese Tradition fortsetzen«, sagte August Oetker.
In den Gesprächen für das Buch habe Rudolf-August Oetker deutlich gemacht, wie wichtig ihm Kontinuität sei: »In dem Büro, in dem ich arbeite, haben schon mein Großvater und mein Vater gesessen. Es gibt eine Schreibtischschublade, in der Goldmünzen liegen, die meine Großmutter gesammelt hat, und Schlüssel meines Vaters, von denen niemand weiß, zu welchen Schlössern sie gehören. Bei einer Aktiengesellschaft ist das anders. Wenn der Vorstand geht, packt jeder seine Sachen. Hier bleibt alles, wie es ist. . .«
Die Bühne des 1936 von der Familie Oetker gestifteten Konzerthauses war geschmückt mit Lebensbäumen und Arrangements aus weißen Hyazinthen, Tulpen, und Narzissen. Vorn stand ein Portrait Rudolf-August Oetkers. Die Bielefelder Philharmoniker spielten Werke von Rachmaninov und Gustav Mahler. Nach der Trauerfeier erwartete die 1500 Gäste ein Buffet, das die Küchenmannschaft des Oetker-eigenen »Brenners Park Hotel« (Baden-Baden) zubereitet hatte.
Zu den Gästen zählten Christina Rau, Ehefrau des verstorbenen Alt-Bundespräsidenten, Erzbischof Hans-Josef Becker, Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe, Ex-BDI-Chef Hans-Olaf Henkel, Europaparlamentarier Elmar Brok, die Bundestagsabgeordneten Lena Strothmann (CDU) und Rainer Wend (SPD), NRW-Schulministerin Barbara Sommer, Bielefelds Oberbürgermeister Eberhard David, IHK-Präsident Ortwin Goldbeck, die Unternehmer Paul Gauselmann, Walter Seidensticker, Reinhold Claas, Daniel Terberger, Reinhard Zinkann und Wolfgang Böllhoff, IHC-Präsident Dirk U. Hindrichs und Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl.

Artikel vom 17.03.2007