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»Mit Bielefeld für Arminia«

Ernst Middendorp schwört die Stadt auf das Finale gegen Dortmund ein

Von Jens Brinkmeier
Aachen (WB). Es war (fast) wie früher: Als Arminias neuer alter Trainer Ernst Middendorp vor der Partie zur Bank schritt, empfingen ihn die 2000 mitgereisten Bielefelder Anhänger mit dem Klassiker: »Middendorp, Middendorp, Middendorp«. Der 48-Jährige klatschte und winkte zurück, um sich dann in bekannter Manier dem Spiel seiner Mannschaft zu widmen.
Es sieht nicht gut aus: Bernd Korzynietz (l.) und Artur Wichniarek nach dem 0:2 am Tivoli. Fotos: Stefan HörttrichMiddendorps Methoden: Hier wird Stürmer Christian Eigler vom neuen Bielefelder Trainer auf seinen Einsatz als Joker eingestimmt.

Den beigefarbenen Mantel, den der Coach trug, legte er schon nach zwei Spielminuten ab. Etwas Besonderes sei die Rückkehr auf die Bundesligabühne nach neun Jahren und sieben Monaten nicht gewesen, wenngleich Middendorp eine gewisse Anspannung nach der Partie nicht verhehlen wollte.
Während des Spiels stand der Bielefelder »Jahrhunderttrainer« wie eh und je an der Seitenlinie. Die Hände in die Hüften gestemmt, manchmal sich mit einer Hand am Dach der Trainerbank abstützend - unwillkürlich wurden Erinnerungen an seine ersten Jahre bei den Arminen wieder wach.
Dass er »eine aggressivere Ansprache« als zum Beispiel Frank Geideck pflegt, hatten Spieler nach dem 0:2 bestätigt. Davon konnte sich auch Ioannis Masmanidis überzeugen, den Middendorp vor seiner Einwechslung richtig heiß gemacht hatte. So heiß, dass der Grieche Glück hatte, nicht die rote Karte gesehen zu haben. Nach foulem Spiel samt Nachtreten gegen Pinto drückte Schiedsrichter Herbert Fandel beide Augen ganz fest zu und beließ es bei einer Ermahnung.
Auch Jörg Böhme war wieder auf Betriebstemperatur. In einer Szene aber zu eigensinnig. Bei einer guten Chance zur Führung versuchte es der linke Mittelfeldspieler in der 53. Minute mit einem Schuss ins lange Eck, anstatt den Ball in die Mitte zu spielen, wo Artur Wichniarek am zweiten Pfosten zur Stelle gewesen wäre. »Da hat Böhme die falsche Entscheidung getroffen, ein Pass nach innen wäre schlauer gewesen«, sagte Middendorp. Als Strafe war die kurz danach erfolgte Auswechslung Böhmes dennoch nicht zu verstehen. Der 33-Jährige stand nach gelber Karte und Fouls sowie Wortwechseln mit Fandel vor dem Platzverweis.
Trotz der Niederlage hatte Middendorp Fortschritte erkannt. »Das war wesentlich mehr als gegen Mainz, aber natürlich hat sich unsere Situation nicht verbessert«, erklärte der Arminen-Trainer. »Glaube, Entschlossenheit und Selbstvertrauen« hätten noch gefehlt, sagte Middendorp und verwies auf die erste große Chance, die Heiko Westermann in der Anfangsphase ausließ: »Mit einer Führung bekommt man ein ganz anderes Selbstbewusstsein.«
Dass die folgende Partie gegen Borussia Dortmund das Finale um den Klassenverbleib für Arminia sein soll, wollte Ernst Middendorp nicht so sehen. »Wir haben noch acht Endspiele, am 30. März kommt das erste. Wir wollen mit Bielefeld zusammen wieder rankommen und werden uns darauf mit aller Akribie vorbereiten«, wies der Coach in diesem Zusammenhang auf die wichtige Rolle der Zuschauer hin, die sein Team gegen den Tabellenfünfzehnten bedingungslos unterstützen müssen. Middendorp: »Wir werden uns mit allem, was in der Stadt möglich ist, aufstellen und gemeinsam die Partie gegen den BVB in Angriff nehmen.«
Lesen Sie auch den Bericht über Aachens Matchwinner Jan Schlaudraff auf der Sportseite 3.

Artikel vom 19.03.2007