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»Hier wird mit Kanonen
auf Spatzen geschossen«

Wirte üben scharfe Kritik an neuer Gestaltungssatzung

Von Jürgen Rahe
Bielefeld (WB). Thomas Keitel, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes, und Bielefelds Wirtechef Andreas Büscher schlagen Alarm. In ihren Augen engt die neue Gestaltungssatzung der Stadt individuelle Freiheiten der Wirte immens ein. »Existenzen stehen da auf dem Spiel«, befürchten Keitel und Büscher.

Mit großer Spannung blickt die heimische Gastro-Spitze dem 29. März entgegen. Dann wird der Rat über die neue Sondernutzungssatzung der Stadt Bielefeld beraten. Und wie es aussieht, dürfte die Gastro-Branche ganz schlecht dabei wegkommen.
Für Keitel und Büscher steht jedenfalls schon im Vorfeld fest: »Wir sind über das mangelnde Verständnis in der Politik enttäuscht. Ein Spitzengespräch am Donnerstag Abend im ÝBrauhausÜ wurde von CDU, SPD und Grünen kurzfristig abgesagt. Lediglich Ralf Schulze von der BfB war erschienen, um im gemeinsamen Gespräch den Dingen auf den Grund zu gehen und nach möglichen Lösungen Ausschau zu halten.«
Hauptkritikpunkt sind einfach nicht nachvollziehbare Regelungen, in welchem einheitlichen Rahmen die Bielefelder Außengastronomie auf öffentlichen Verkehrsflächen in Zukunft stattzufinden hat. »Solche Regelungen sind völlig überflüssig, weil die Branche schon jetzt auf Qualität und gute Außendarstellung setzt. Mir scheint, hier wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen«, moniert unverblümt Wirtechef Büscher. Vorgeschrieben werde in der Gestaltungssatzung fast alles: Etwa wie Sonnenschirme auszusehen haben (ohne die Nennung von Sponsoren!) oder welche Stühle aufgestellt werden dürfen. Sogar für die Stuhlhöhe gebe es Ausmaße. Und wer sich dann nicht daran hält, riskiere eben ein Bußgeld.
Auch die aktuelle Nichtraucherdebatte wirft offenbar ihre Schatten voraus. Raucher, die die Gaststätte verlassen, um draußen zum Glimmstängel zu greifen, könnten ja für verstärkten Lärm im Freien sorgen, mutmaßen die Wirte.
Einig sind sich ebenfalls die Wirte Andreas Stahlberg (»dpa«), Gustav-Adolf Werning (»Wernings Weinstube«), Ehab Tanus (»Boca Chica«) und Sabine Dlugosch (»Musikkneipe Schulz«) in dieser Auffassung: »Bielefeld sollte stolz sein auf seine gute und reichhaltige Gastronomie. Und gibt es wie jetzt tatsächlich mal ein Problem, wären Gespräche miteinander allemal das bessere Rezept.«
Um unnötigen Schaden zu verhindern, wollen Keitel und Büscher nun ganz gezielt Oberbürgermeister Eberhard David kontaktieren. Büscher: »Der OB ist der heimischen Gastronomie stets wohlgesonnen gewesen. Deshalb wollen wir, dass unser Anliegen jetzt zur Chefsache des Oberbürgermeisters wird.«

Artikel vom 17.03.2007