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Meister des
Beobachtens

John Updike wird 75


New York (dpa). Ein Glück, dass John Updike als Kind unter einigen Handicaps litt. Seine Schuppenflechte verbot ihm alle Berufe, »die ein repräsentables Äußeres verlangen - Geschäftsmann, Lehrer, Bänker oder Filmstar«, erzählte er später. Zudem stotterte der Junge, die Mutter hielt ihn deshalb zum Schreiben an. Und so wurde Updike Schriftsteller, einer der brillantesten und erfolgreichsten der amerikanischen Gegenwartsliteratur. An diesem Sonntag feiert er seinen 75. Geburtstag.
In seinen mehr als 20 Romanen hat Updike ein meisterhaftes Porträt der amerikanischen Mittelstandsgesellschaft entworfen. Satirisch, aber nie hämisch deckt er ihre großen und kleinen Lebenslügen auf und schaut hinter die Fassade. Liebe und Leidenschaft, Untreue und Verrat - das sind die Themen, die er mit unnachahmlicher Beobachtungsgabe virtuos erzählt. Seit Jahren gehört er zu den aussichtsreichen Anwärtern auf den Literatur-Nobelpreis.
Eine Art Lebensrückblick lieferte Updike zuletzt in »Landleben« (2004) - fast ein Vermächtnis. Hauptfigur Owen Mackenzie, 70 Jahre alt und zum zweiten Mal verheiratet, lässt das Leben Revue passieren, schildert aber auch schonungslos die Ängste des Alterns. Der Autor selbst lebt seit Jahren zurückgezogen mit seiner zweiten Frau in einem Haus an der Ostküste bei Boston. Mit dem Schreiben aufhören will er noch nicht so recht, machte er kürzlich deutlich. »Alle anderen in meinem Alter sind praktisch in Rente. Doch als Schriftsteller bist du dein eigener Boss - keiner sagt dir, dass du deine Sachen packen sollst.«

Artikel vom 17.03.2007