19.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kein Job mehr:
Lothar Vosseler
reicht Rente ein

Ex-Kanzlers Halbbruder wird 60

Von Christian Althoff
Detmold (WB). Lothar Vosseler, der Halbbruder des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder (62), wird Frührentner. »Am 15. April werde ich 60 Jahre, vom 1. Mai an bin ich Rentner«, sagt der Detmolder. Er habe sich dazu entschlosen, weil er einfach keinen Job finde.
Lothar Vosseler mit Halbbruder Gerhard Schröder.

Vosseler ist vielleicht der prominenteste Arbeitslose Deutschlands. »Mein Fall zeigt, dass längst nicht jeder, der Arbeit sucht, auch welche bekommt«, sagt der 59-Jährige. Wegen seines Tinitus' und einer Bypass-Operation ist Gerhard Schröders Halbbruder zu 50 Prozent erwerbsunfähig. »Deshalb ist die Einbuße nicht so groß, wenn ich schon mit 60 in den Ruhestand gehe«, sagt Vosseler, der seit Januar 2005 von Hartz IV lebt. »Von der Politik, die mein Bruder macht, bin ich ja selbst betroffen«, hatte der Lipper damals gesagt.
Der Detmolder, der lange in der EDV-Abteilung des Hydraulik-Unternehmens »Deutsche Tecalamit« in Bielefeld gearbeitet hatte, verlor seine letzte »richtige Arbeitsstelle«, wie er sie nennt, vor sieben Jahren, als das Kanalbauunternehmen Müller in Schieder-Schwalenberg seine Belegschaft reduzierte. »Vom Arbeitsamt bekam ich keine Stellenangebote«, sagt Vosseler. Nur der Prominenz seines Bruders habe er es zu verdanken, dass er hin und wieder einen Job gefunden habe.
Von 1998 bis 2005 trug Vosseler den Titel »Kanzlerhalbbruder«. Als solcher kommentierte er für das MDR-Radio eine Reise Schröders durch den Osten der Republik und schrieb eine Kolumne für den Kölner »Express« - »bis ich mich einmal von der Bild-Zeitung fotografieren ließ. Da wollte der Express von mir nichts mehr wissen.« 2003 arbeitete er schließlich als Mädchen für Alles in der »Westfalen-Therme« in Bad Lippspringe.
»Die meisten Jobs dauerten nur so lange, bis die Medien über mich berichtet hatten«, sagt Vosseler. So habe ihm etwa die »Westfalen-Therme« einen Jahresvertrag zugesagt, ihn aber schon nach einigen Monaten wieder nach Hause geschickt. »Angeblich, weil es nicht genug Arbeit gab. Ich glaube aber, meine damalige Prominenz nutzte denen einfach nicht mehr.«
Doch die Verwandtschaft zum Bundeskanzler bescherte Lothar Vosseler und seiner Frau Gisela auch schöne Erlebnisse: »Nachdem die türkische Zeitung Hürriyet berichtet hatte, dass der Bruder des Kanzlers arbeitslos ist, sind meine Frau und ich von vielen Hotels in die Türkei eingeladen worden. Das waren tolle Wochen!«, strahlt Vosseler.
Er schwärmt auch, wenn er an seine Zeit auf Mallorca zurückdenkt. Ein Jahr lang hieß er Urlauber auf dem Touristen-U-Boot »Nemo« willkommen, das von einem Unternehmer aus Steinheim (Kreis Höxter) betrieben wird. »Das war mit die schönste Zeit in meinem Leben.« Die Moderatorin Alida Gundlach hätten seine Frau und er auf Mallorca kennengelent, den Schauspieler Martin Semmelrogge, »und mit Tagesschau-Sprecher Jan Hofer sind wir sogar zum Essen gewesen«, erinnert sich Lothar Vosseler, der alles, was über ihn geschrieben worden ist, gesammelt hat. »Diese Ausschnitte werde ich mir jetzt in ein Album kleben. Schließlich sind auch viele schöne Erinnerungen dabei.«

Artikel vom 19.03.2007