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Joachim Oehme hatte in seiner Jugend eigentlich vor, »eines Tages in Australien oder Kanada« zu arbeiten. Er lacht: »Gekommen bin ich aus meinem Geburtsort Enger aber nur bis Bielefeld.« In seinem Beruf, aber auch privat engagiert er sich für Bielefeld, für Ostwestfalen. Als Spezialist für komplexe Planungs- und Bauprojekte habe er längst gelernt, Arbeit und Privates zu trennen und sich selbst »gut zu organisieren«. Pro Tag bearbeite er mitunter neun und mehr Projekte nebeneinander.
Besonders die Kultur liege ihm am Herzen. So waren Projektsteuerung und -management des Stadttheater-Umbaus für Oehme und sein Büro eine hochwillkommene Aufgabe. Und dass jetzt das neue Theater Gütersloh mit 482 Plätzen, eine Spielstätte ohne eigenes Ensemble, das vom Frühjahr 2008 an gebaut werden soll, vorgestellt werden konnte, freut Oehme auch. Er erinnert sich: »Der erste Wettbewerb für das Projekt liegt 14 Jahre zurück, vor vier Jahren scheiterte ein Theater für Gütersloh an einem Bürgerbegehren, 2006 wurde dann untersucht, wie das Projekt dennoch voran getrieben werden könnte. Oehme: »Manchmal muss man viel Geduld mitbringen.«
Sein Büro steht für Projektsteuerung und Generalplanung vor allem für Auftraggeber aus der Industrie, die umfangreiche Referenzliste weist Druckereien, Logistik-Zentren, Schulungszentren, aber auch Ferienanlagen, Schulen, Wohnanlagen aus.
Ein Neubau sei immer einfacher als eine solch umfangreiche Sanierung wie die des Stadttheaters, so Oehme: »Dort treibt eine Baustelle die nächste, da darf es keine Ausfälle geben, sonst gerät die gesamte Planung in Verzug.«
Gern erinnert er sich daran, wie groß das Interesse in Bielefeld am Stadttheater-Umbau war. Oehme: »Es gab mehr als hundert Baustellenführungen - und es hätten sicher doppelt so viele sein können, die Nachfrage war da.«
Er ist froh darüber, dass die Entscheidung zur Sanierung gefällt wurde: »Es war genau der richtige Moment dafür, früher oder später wäre es vielleicht nicht gelungen.«
Gleichzeitig freut ihn, dass die Vorstellungen gut besucht sind und dass auch das Theater am Alten Markt (TAM) regelrecht boomt. Seiner Ansicht nach ein Grund dafür: »Das TAM, das Theater insgesamt, hat sich nach Außen geöffnet.«
Einen »Theater-Traum« hat Joachim Oehme auch: ein Kinder- und Jugendtheater mit eigener Spielstätte. Er könnte sich vorstellen, zum Beispiel die Schulen mit einzubinden. Überhaupt sieht er ein Potenzial darin, Jugendliche ihre Treffpunkte, ihre Veranstaltungen, ihre Freizeit selbst organisieren zu lassen, aber: »Die Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden.« Ein Freizeitgelände mit Angeboten von Beachvolleyball, BMX-Bahn, Ballspielfeldern und mehr könnte er sich gut vorstellen: ». . .aber nicht auf dem Kesselbrink.«
Bedauerlich findet er auch, dass es nicht gelungen, die Zentralbibliothek in das ehemalige DPWV-Haus (künftig: @friends Kontor) zu verlagern, das Viertel mit der Bibliothek und der »Arcade« direkt an die City anzuschließen, als »Jahnplatz Nr.1«.
Er habe viele Ideen auch für Bielefeld, für die Zukunft der Stadt. Und er habe im Laufe seines Berufslebens gelernt, dass man mitunter viel Geduld haben müssen, um einen Traum realisiert zu sehen.
Joachim Oehme ist mehr denn je überzeugt: »Kultur ist ein bedeutender so genannter 'weicher Standortfaktor'. Und solche weichen Standortfaktoren werden Bielefeld nach vorne bringen.«

Artikel vom 17.03.2007