16.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Heye-Pleite:
Es geht um
200 Millionen

Peter Zinkann als Zeuge gefragt

Von Michael Delker
Gütersloh (WB). Die Schadensersatzforderung ist gigantisch: 200 Millionen Euro will der Insolvenzverwalter des ehemaligen Glasproduzenten Heye KG (Obernkirchen) von der Dresdner Bank einklagen. In dem Rechtsstreit spielt ein Gütersloher eine wichtige Rolle als Zeuge: Mieles Seniorchef Peter Zinkann, der frühere Beiratsvorsitzende der Heye KG.

In einem ersten Prozess vor dem Bückeburger Landgericht hatte Insolvenzverwalter Stephan Höltershinken eine Schlappe hinnehmen müssen und in Absprache mit dem Gläubigerausschuss Berufung eingelegt. Im Kern dreht sich der Rechtsstreit um zwei Fragen. Gab es seitens der Dresdner Bank eine feste Kreditzusage bis 35 Millionen Mark und darüber hinaus eine Vereinbarung von Spitzen bis 40 Millionen Mark? Und hat die Dresdner Bank diese Vereinbarung nicht eingehalten und dadurch im Mai 2001 die Insolvenz der Heye KG verursacht? Für die Bückeburger Richter gab es keinen Zusammenhang zwischen dem Verhalten der damaligen Gläubigerbank und dem Insolvenzantrag des Heye-Geschäftsführers und persönlich haftenden Gesellschafters Ulrich Buschmeier. Die 200 Millionen-Klage wurde abgelehnt.
Im Berufungsverfahren beschäftigt sich das Oberlandesgericht Celle mit der Glaubwürdigkeit des früheren Heye-Chefs und seines damaligen Justitiars Roger Hermann. Ihre Zeugenaussagen stehen gegen die des ehemaligen Dresdner Bank-Vorstands Joachim von Harbou und des damaligen Beiratsvorsitzenden Peter Zinkann. Mehr als fünf Stunden dauerte in dieser Woche ein Beweistermin. Am Ende gab der 9. Zivilsenat eine erste Einschätzung der Erfolgsaussichten für die Kläger ab und äußerte offen Zweifel, »ob das zugunsten der Kläger ausgeht.«
Die Obelandesrichter interessiert, was am 22. November 2000 in einem Achtaugengespräch zwischen Heye-Chef Buschmeier, seinem Justitiar, Peter Zinkann und van Harbou in der Vorstandsetage der Dresdner Bank in Frankfurt besprochen wurde. »Aufgrund dieses Gesprächs und einer schriftlichen Bestätigung bin ich bis zur Insolvenz davon ausgegangen, wir hätten Kredit bis 35 Millionen Mark und darüber hinaus Planungssicherheit bis Ende 2001 für Spitzen bis 40 Millionen«, erklärte Buschmeier auf Fragen des Gerichts.
Die Gegenseite will von dieser Kreditzusage nichts wissen. »Es gab nur eine Linie bis 30 Millionen«, so der Anwalt der Dresdner Bank. Diese Linie sei seit Monaten mehr als ausgereizt gewesen. Nach Aussage von Harbou sei bei dem Gespräch am 22. November 2000 über konkrete Zahlen und Termine nicht gesprochen worden. Peter Zinkann berief sich auf Erinnerungslücken, hielt eine entsprechende Zusage aber jedenfalls für unwahrscheinlich.
Bis zum 18. April will das Oberlandesgericht die Zeugenaussagen auswerten und abgleichen, welche Angaben mit den zahlreichen, mehrere Aktenordner füllende Unterlagen vereinbar sind.

Artikel vom 16.03.2007