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Eine Nummer zu klein

Basketball: Paderborn gegen Alba ohne Chance

Von Hans Peter Tipp
Halle (WB). Die Machtverhältnisse im deutschen Basketball lassen sich von den Paderborn Baskets auch im Gerry-Weber-Stadion nicht auf den Kopf stellen. Vor 5100 Zuschauern musste sich der Aufsteiger dem siebenfachen Meister Alba Berlin mit 56:75 (27:38) beugen.

Dabei erhielt das Wort Größenordnung am Samstag in Halle eine besonders anschauliche Bedeutung. Gleich sechs Spieler mit dem Gardemaß von mehr als zwei Metern trugen das Trikot des mit einem Etat von knapp sieben Millionen Euro reichsten deutschen Basketball-Vereins, der nun wieder an der Tabellenspitze steht.
Ärgerlich für die Paderborner, dass die Korb-Profis neben ihrer Größe auch noch andere Vorzüge vorweisen können. Sharrod Ford beispielsweise springt wie ein Flummi. Chris Owens, der Großneffe des Sprint-Olympiasiegers Jesse Owens, ist schnell und treffsicher; Nenad Canak ein patenter Dreier-Werfer. Koko Archibong dribbelt so behende wie eine Kleiner, und der Name Rouben Boumtje-Boumtje (2,12 m) rollt nicht nur Hallensprechern drohend über die Zunge. Der Kameruner lässt es auch gern krachen - wie beim Dunking zur ersten Alba-Führung (12:11/9. Minute).
Über allen thront aber Jovo Stojanovic, Welt- und Europameister. Allein mit seinem Berliner Gehalt ließe sich die halbe Paderborner Mannschaft bezahlen. Den Euro-Unterschied brachte er am Samstag eindrucksvoll unter das Brett: mit 17 Punkten und einer hundertprozentigen Wurfausbeute, obwohl er nach einem Kreuzbandriss gerade erst wieder auf den Beinen steht. »Er hat sehr gut und sehr clever gespielt«, urteilte Alba-Cheftrainer Henrik Rödl: »Wir wissen aber, dass er noch einige Schritte vor sich hat, um zu alter Stärke zu gelangen.«
Die Paderborner aber waren für den »halben Stojanovic« schon eine Nummer zu klein. Um es mit dem möglichen neuen deutschen Champion aufnehmen zu können, hätte sich der Aufsteiger schon selbst übertreffen müssen. Das aber geschah nicht: Die Domstädter blieben sogar um einen Zähler unten jenen 57 Punkten, die sie beim ersten Mal in Halle gegen Bonn gesammelt hatten.
Ihr Trainer aber wusste das einzuschätzen: »Wenn man keinen sehr guten Tag erwischt, hat man keine Chance gegen Alba. Und wir hatten keine Chance gegen einen sehr guten Gegner«, sagte Doug Spradley. So reichte es nur zu einem ausgeglichenen ersten Viertel (11:12). Die Entscheidung fiel früh, denn schon beim 14:23 (12.) war vieles gelaufen. Das Aufbäumen nach der Pause währte nicht allzu lang, da nur Sergerio Gipson (17 Punkte) mithalten konnte.
Am Ende fehlten neben der Spannung die spektakulären Elemente. Aber die waren von den Paderbornern (Etat: 1 Million Euro) sowieso nicht gefordert. Dafür wäre eigentlich der Titelaspirant zuständig gewesen. Der aber sparte sich die Show. Die Spannung wollen die Baskets am Mittwoch im Pokal-Viertelfinale gegen Quakenbrück nachliefern.

Artikel vom 19.03.2007