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Mehr als nur Schallplatten
Das »Klingende Museum« in Riedenberg zeigt europaweit Einzigartiges
Auf den ersten Blick sind es »nur« Schallplatten. Aber welche Vielfalt verbirgt sich allein hinter diesem einzelnen Medium! 1896 erfand Emile Berliner die Schallplatte und begann zwei Jahre später in Hannover mit ihrer Fabrikation.
1902 nahm der berühmte Tenor Enrico Caruso seine erste Platte auf. Das gute Stück war noch »recht einseitig«, denn beidseitig abspielbare Schellack-Schätzchen gab es erst ab 1903. Die Edison-Platte von 1912 im Tiefenschriftverfahren wies eine Schichtstruktur mit thermoplastischer Auflage auf. Der von innen nach außen spielenden Pathé-Platte folgten 1930 die ersten unzerbrechlichen LPs aus farbiger Zellulose, deren Tonspuren allerdings unter hohem Verschleiß litten.
Die weiteren Stationen: High-Fidelity-Klang (1934), LP aus PVC (1948), Stereo-Platte (1954), Picture Disc (1956), Quadrophonie (1971), digital aufgenommene LP (1972), Kunstkopf-Stereo (1973) und Halfspeed-Platte (1977). 1978 versuchte man dann mittels Direct Metal Mastering nochmals, die Klangqualität zu verbessern. Doch als 1982 die CD-Technik vorgestellt wurde und 1984 die erste CD mit Werken von John Mayall, Eric Clapton und anderen erschien, war die Schallplatte überholt. Immerhin wurde als Reminiszenz an Hannover als Ursprungsort der ersten Schallplattenfabrik auch ein Lied von der Hannoveraner Band »Scorpions« darauf veröffentlicht.
Schallplatten und CDs bilden nur eine Abteilung des »Klingenden Museums« in Riedenburg im bayerischen Landkreis Kelheim. Was Max Krieger dort in mehr als 30 Jahren leidenschaftlicher Sammlertätigkeit zusammengetragen hat, macht selbst Institutionen wie das renommierte Deutsche Museum in München neidisch. Egal, um welches technische Verfahren zur Klangwiedergabe es auch geht: Krieger hat von jedem zur Serienreife entwickelten Gerät ein Exemplar aus der ersten Serie. Rundfunk, Tonband, Tondraht, Cassette, Video und Digitaltechnik laden dort zu einer faszinierenden Zeitreise durch ein Jahrhundert der technischen Entwicklung ein.
Diesem bemerkenswerten Museum darf man mit Fug und Recht das Prädikat »europaweit einzigartig« verleihen. Weltweit dürfte nur das Smithsonian Institute in Washington eine vergleichbare Sammlung besitzen.
Die erste Musikbox von Wurlitzer lässt sich in Riedenburg ebenso bestaunen wie das erste Kofferradio, das erste Autoradio und der erste DAT-Rekorder, der erste MP3-Player und ein Blechplattenspielgerät mit Zehn-Glocken-Spielwerk und 61 Stimmzähnen. Natürlich wird auch die Geschichte des Hundes »Nipper« erzählt, den sein Besitzer malte, wie er vor einem Grammophontrichter sitzt. Aus dem Bild entwickelte der EMI-Konzern sein bekanntes Logo.
Max Krieger interessierte sich schon als Kind für Technik, konstruierte mit zwölf Jahren seinen ersten Kopfhörer. Als 15-Jähriger entdeckte er bei seinem Vater ein Döschen für Schallplatten-Nadeln - und das weckte seine Sammelleidenschaft. Fand er seine ersten Exponate auf Flohmärkten und Speichern, so war zuletzt das Internet eine Quelle für neue Fundstücke. Den ersten Hi-Fi-Receiver der Welt von »Harman & Cardon« ersteigerte er bei Ebay - nicht einmal das Unternehmen selbst hat ein Exemplar.
Besucher erleben Max Krieger häufig als charmanten Führer, der mit seinen Geschichten ein ganzes Jahrhundert höchst lebendig werden lässt... Thomas Albertsen
www.audi-creativ.de

Artikel vom 24.03.2007