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»Es hat mich völlig aus
der Bahn geworfen«

Sonopress-Affäre: Milde Strafen vom Gericht

Von Wolfgang Wotke
Bielefeld (WB). Diese Korruptionsaffäre, in der er eine Hauptrolle spielte, hat ihn völlig aus der Bahn geworfen. Ralf M., einst Technischer Angestellter bei Sonopress in Gütersloh, hat alles verloren, was er sich jahrelang mühevoll aufgebaut hat: seinen Job, sein Haus, seine Ehefrau und seine vier Kinder.

»Mein Leben ist dadurch den Bach runtergegangen. Ich habe alles falsch gemacht. Besonders tragisch ist für mich, dass ich das Sorgerecht für meine Kinder verloren habe«, erklärte der 47-jährige Vater reumütig, der Freitag vor dem Bielefelder Amtsgericht wegen Bestechung im geschäftlichen Verkehr und Steuerhinterziehung in vier Fällen (32 000 Euro) zu einer 22-monatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden ist. Richter Hermann Schulze-Niehoff und auch Staatsanwalt Marco Wibbe verzichteten darauf, ihm weitere Auflagen zu erteilen: »Der ist bestraft genug. Außerdem hat er zur Aufklärung des Falles enorm beigetragen.«
Der Sonopress-Angestellte, der für die Vergabe und Überwachung von Aufträgen verantwortlich war, soll mindestens drei Jahre lang Schmiergelder in Höhe von rund 55 000 Euro angenommen haben. Und zwar von den auch gestern verurteilten pakistanischen Brüdern Khalid K., dem das Bielefelder Dienstleistungsunternehmen »Helping Hands« gehörte, und Ahmad I. (Inhaber »Butler Imtiaz«, Gütersloh) .
Die beschuldigten Brüder, die beide 1995 in Deutschland politisches Asyl beantragten, waren seit mehr als zehn Jahren bei den Bertelsmann-Töchtern im Geschäft. Mit Aushilfskräften verpackten sie CDs, DVDs und Bücher. Sie verdienten damit Millionen.
Gegen beide hat die Staatsanwaltschaft bereits zuvor wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe ermittelt. K. ist rechtskräftig verurteilt und muss noch eine Rest-Steuerschuld in Höhe von 34 000 Euro bezahlen, I. steht der Prozess bevor. Ob dieser demnächst eingestellt oder verhandelt wird, entscheidet der Staatsanwalt.
Neben den gestern ausgesprochenen Bewährungsstrafen mussten die beiden Beschuldigten auch ihre Kautionen in Höhe von insgesamt 40 000 Euro freigeben. Das Geld wird der Staatskasse gut geschrieben. Alle drei Angeklagten hatten mehrere Wochen in Untersuchungshaft gesessen.

Artikel vom 17.03.2007