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Rasante Reise
durch die Zeit

Altonaer Theater begeistert im Park

Von Wilhelm Friedemann
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Die Zeit spielt eine der Hauptrollen in Alan Ayckbourns Kriminalkomödie Doppeltüren. Mit dieser gastierte das Altonaer Theater am Mittwoch im Theater im Park. Das vierte Stück in der Reihe Hamburger Highlights zeichnete sich durch herausragende schauspielerische Leistungen und einfallsreiche Regiearbeit durch Holger Berg aus.
Hausdetektiv Harold (Jan Peter Heyne) ist verwirrt, dass er mit Jessica (Sonja Stein) und Ruella (Edelgard Hansen, v.l.) plötzlich zwei Frauen in der Hotelsuite vorfindet.
Seit Ewigkeiten beschäftigt und fasziniert Philosophen und Naturwissenschaftler das Thema Zeit; besonders Reisen in Zukunft oder Vergangenheit haben die Menschen zu kühnen Spekulationen verleitet. Obwohl die moderne Forschung reale Möglichkeiten für Zeitreisen weitgehend ins Gebiet der Fiktion verbannt hat, bietet das Thema faszinierende Motive für Filme und Theaterstücke.
Die Kriminalkomödie, die 2027 spielt, führte den Zuschauern die theatralischen Möglichkeiten für Zeitreisen vor Augen. Dabei sorgte das schlichte, aber raffiniert gestaltete Bühnenbild von Thomas Hermsdorf dafür, dass mannigfaltige Reisen in der Zeit spontan dargestellt werden konnten und gleichzeitige oder zeitlich versetzte Handlungsstränge möglich wurden. Ein altmodisch tapeziertes Hotelzimmer mit fünf Türen und ein im Hintergrund erhöht gelegenes Badezimmer, das durch einen halbdurchlässigen Vorhang abgetrennt war, boten die Kulisse für das Sechspersonenstück.
Das Publikum war in seiner Aufmerksamkeit stark gefordert. Nicht nur die Prostituierte Phoebe (Samantha Viana) flüchtete vor ihrem Mörder aus der Zukunft ins Jahr 2007 und wusste zunächst nicht, wie ihr geschah. Auch ihr Widersacher Julian (Ulrich Lenk) jagte sie in der Vergangenheit. Die von Edelgard Hansen brillant gespielte Ruella entging durch Phoebes Intervention dem Mordplan ihres Gatten und konnte durch einen weiteren gelungenen Zeitsprung dessen erste Frau Jessica (Sonja Stein) vor dem vorzeitigen Ableben bewahren.
Doch nicht nur die Hauptrollen waren trefflich besetzt; Hausdetektiv Harold wurde von Jan Peter Heyne sehr überzeugend als 35- und 55-Jähriger verkörpert. Ein besonderes Lob gilt der Maske des Geschäftsmannes Reece (Georg Münzel), für die Werner Albert Püthe und Mike Matthiessen verantwortlich zeichneten. Reece sorgte dafür, dass man ihm den jungen Lebemann wie auch den kranken, gebrechlichen Alten und den greisen Großvater abnahm.
In Ayckbourns Drama haben die Eingriffe in die Vergangenheit durchaus Auswirkungen auf die Gegenwart und die Zukunft. So kommt es am Schluss zu einem glücklichen Ende, obwohl die durch die vielen Zeitreisen entstandenen Änderungen der ursprünglichen Realität derart vielfältig und gravierend sind, dass Phoebe in der letzten Szene ziemlich verwirrt erscheint.

Artikel vom 16.03.2007