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Arminia im Nachtprogramm

Mainz gegen Bielefeld um drei Uhr morgens

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Nein, Albträume sind es (noch) nicht, die Arminias neuem Trainer den Schlaf rauben. Vorletzte Nacht, es war gegen drei Uhr, wachte Ernst Middendorp auf. Er schaltete das Fernsehen an. »Bei arena zeigten sie gerade die Aufzeichnung von Mainz gegen Bielefeld. Es lief die 16. Minute.«
»Wichtig ist, dass man sich freut«: Artur Wichniarek (links) und Jörg Böhme.

Bis zum bitteren Ende sah sich Middendorp die Partie an, »auch die Interviews«. Das Arminia-Virus, es hat den 48-Jährigen, der seit vorgestern zum dritten Mal Chefcoach des Bielefelder Fußball-Bundesligisten ist, von jetzt auf gleich wieder infiziert. Er hat sich, das dürfte klar sein, gern anstecken lassen.
Ungelegen kam ihm die TV-Wiederholung von Arminias 0:1-Pleite nicht. »Ich hätte mir das Spiel sowieso angesehen.« DVD-Aufnahmen sowohl der Spiele der eigenen Mannschaft als auch der des nächsten Gegners, das Studium seiner Profis auf dem Trainingsplatz in Sachen Positionsflexibilität sowie mentale Verfassung und die Informationen Vertrauter würden laut Middendorp in ein »großes Sammelbecken gegeben, aus dem ich meine Schlüsse ziehe«.
In der Kürze seiner Amtszeit hat der Trainer bereits festgestellt, »dass Leben in der Mannschaft ist«. Doch fällt ihm ein Fehler auf, »dann wird der angesprochen. Nicht in der Montagabenddiskussion, wenn schon alles zu spät ist, sondern sofort auf dem Trainingsplatz«.
Middendorp sehe keinen Grund, größere Änderungen im Bereich Spielphilosophie und -system vorzunehmen. Gleichwohl schwebe ihm eine leichte Modifizierung des Bielefelder Konzeptfußballs hin zu mehr Effizienz vor. Middendorp: »Ich frage mich: Wenn ein Stürmer vorne den Ball hat, wieso soll er ihn jedes Mal prallen lassen? Wieso haut er ihn nicht rein, wenn er intuitiv so stark ist wie Artur Wichniarek oder so einen guten Zug hat wie Christian Eigler?«
»Wichtig ist«, auch das sagte Middendorp, »dass man sich freut. Ich freue mich auf Aachen. Ich werde vor dem Spiel 20 Minuten rausgehen und einfach lächeln.« Sein Rat an die Spieler: »Rein, raus, enjoy - let's do it!«

Artikel vom 16.03.2007