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Mit Psychoterror
Macht erlangen

Stalking-Opfer können sich wehren


Bielefeld (hz). Stalking (zu deutsch nachstellen) ist Psychoterror pur. Meist sind es ehemalige Partner, aber auch Arbeitskollegen, flüchtige Bekannte oder gar Fremde, die einen Menschen mit unzähligen Telefonanrufen Tag und Nacht sowohl am Arbeitsplatz als auch Zuhause tyrannisieren.
Dabei werden sehnsüchtige Liebeserklärungen im Wechsel mit Bedrohungen und Beschimpfungen geäußert. Zu den Auswüchsen des Stalkings gehören auch eine ständige Präsenz des Verfolgers vor der Wohnung des Opfers, permanentes Auflauern, zahlreiche Nachrichten per SMS, E-Mail oder Post bis hin zur Sachbeschädigung in Form zerstochener Autoreifen oder Einbruch in die Wohnung des Opfers.
Stalking löst bei den Opfern eine stetig wachsende Angst aus. Sie fühlen sich beobachtet und verfolgt, sind permanent nervös, leiden unter Schlafstörungen, Magenbeschwerden und Erschöpfung, bangen schließlich um ihr Leben. Den Tätern geht es dabei nicht um Liebe, sondern um Aufmerksamkeit, Kontrolle, Macht.
Die Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer Weißer Ring rät Betroffene, dem Stalker nur einmal und unmissverständlich zu sagen, dass sie keinerlei Kontakt zu ihm haben wollen. Danach sollte er völlig ignoriert werden, da jede Reaktion ihn nur wieder zu weiteren Taten motiviert.
Zudem sollten Opfer nicht allein mit ihrer Angst bleiben, sondern Familie, Freunde, Arbeitskollegen und Nachbarn informieren. Diese Öffentlichkeit kann schützen. Gegen den Telefonterror hilft es, sich einen zweiten Anschluss zu besorgen. Die dazugehörige (Geheim-)Nummer soll nur einem engen Kreis mitgeteilt und nicht ins Telefonbuch eingetragen werden. Der alte Anschluss wird mit einem stummgeschalteten Telefon und einem Anrufbeantworter verbunden, auf dem eine andere Person einen neutralen Text aufgesprochen hat.
Um dem Täter auch rechtlich das Handwerk zu legen, sind alle Beweismittel zu sichern. Briefe, Nachrichten und ähnliches sind dafür zu archivieren. Es gilt zu dokumentieren, was der Stalker schickt, mitteilt oder tut. Steht er vor der Haustür, sind die Nachbarn zu alarmieren, damit sie als Zeugen dienen können. Verfolgt der Stalker mit dem Auto sein Opfer, sollte dieses direkt zur Polizei fahren. Außerdem ist Anzeige zu erstatten und es kann eine Fangschaltung gelegt werden, um den Telefonterror nachzuweisen.
Hilfe für Stalkingopfer in Bielefeld bieten der Frauennotruf (Tel. 05 21/12 42 48), der Weiße Ring (Tel. 05 21/3 90 60 04), die psychologische Frauenberatung (Tel. 05 21/12 15 97) und der Opferschutz der Polizei (Tel. 05 21/5 45 35 67).

Artikel vom 20.03.2007