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Telefonkosten sinken

Minister der EU kippen die teuren Auslandstarife

Von Martin Murphy
Hannover (dpa). Die EU geht den Mobilfunkkonzernen an den Kragen: Schon zur Urlaubssaison sollen Handy-Telefonate im Ausland deutlich billiger werden.

Die Telekom-Minister der 27 Mitgliedstaaten erzielten nach monatelanger Diskussion gestern bei einem informellen Treffen in Hannover eine grundsätzliche Einigung. Betrieben wurde die geplante Regulierung von EU-Medienkommissarin Viviane Reding, die den Unternehmen einen Maximalpreis von 44 Cent pro Minute vorschreiben will. Bei den Unternehmen stieß die Einigung auf Kritik, sie fürchten nun die Einrichtung eines EU-weiten Aufsehers.
Bislang müssen die Verbraucher im Ausland für Telefonate mit der Heimat tief in die Tasche greifen. Minutenpreise von bis zu drei Euro sind keine Seltenheit. Bei den Mobilfunk-Anbietern in den südlichen Urlaubsländern - der spanischen Telefónica und Telecom Italia -Ê sind die so genannten Roaming-Gebühren eine wichtige Einnahmequelle. Die Tarife sind zum Teil so hoch, dass etwa die Telekom die Entgelte nicht an ihre Kunden weiter geben will. Zu unattraktiv sei sonst der Griff zum Handy im Urlaub. Die Telekom verzichtet so nach eigenen Angaben jährlich auf einen dreistelligen Millionenbetrag.
Experten begrüßen die Regulierung. »Die teilweise riesigen Kostenunterschiede innerhalb Europas sind nicht nachvollziehbar«, sagte Matthias Hamel von der Beratungsgesellschaft Solon. Auch nach den geplanten Preissenkungen kämen die Unternehmen auf ordentliche Gewinne bei Auslandstelefonaten. Die Roaminggebühren summieren sich in Europa jährlich auf etwa fünf Milliarden Euro, was knapp sechs Prozent der gesamten Mobilfunkumsätze ausmacht.
Auf Druck der EU hatten die Unternehmen ihre Tarife für Auslandsgespräche in den vergangenen zwei Jahren bereits deutlich gesenkt, um eine Regulierung zu verhindern. Die Telekom wirbt mit einem Minutenpreis von 59 Cent -Ê nur 15 Cent mehr als die EU- Kommission veranschlagt. Kommissarin Reding erklärte gestern: »Die nun getroffene Regelung ist gut für alle Verbraucher«. Endgültig entschieden ist die Höhe des maximal erlaubten Preises noch nicht. Mehr als 50 Cent pro Minute wollen die Minister nicht dulden. Klarheit soll in den nächsten Wochen geschaffen werden. Die Regulierung müssen das Europa-Parlament und der Rat der zuständigen Minister absegnen.

Artikel vom 16.03.2007