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Gerangel hinter den Liga-Kulissen

Beim TSV GWD Minden herrscht trotz des schweren Restprogramms Ruhe

Von Volker Krusche
Lübbecke (WB). Die Abstiegsangst sorgt für manch Gerangel hinter den Kulissen der 1. Handball-Bundesliga. Während bei dem einen oder anderen Klub deutliche Worte der Verantwortlichen das Geschehen bestimmen, deuten sich anderen Ortes personelle Entscheidungen an, die nicht immer Begeisterungsstürme auslösen.

Ruhe herrscht hingegen derzeit beim TuS-Nachbarn aus Minden. Mit den bislang eingefahrenen 13 Punkten ist man den Widersachern im Kellerkampf augenblicklich ein deutliches Stück voraus. »Das kann sich aber noch schlagartig ändern, denn wir haben von allen Kellerkindern sicherlich das schwerste Restprogramm«, warnt Manager Horst Bredemeier vor verfrühter Jubelarie.
Ungeachtet dessen laufen bei den »Grün-Weißen« derzeit bereits die Personalplanungen. Nachdem feststeht, dass mit Regisseur Snorri Gudjonsson und Kreisläufer-Urgestein Dimitri Kouzelev zwei Stützen das Team nach Saisonschluss in Richtung Dänemark verlassen werden, gilt es nicht nur adäquaten Ersatz zu finden, sondern auch die anderen vakanten Personalien zu lösen. Zwei davon wurden bereits zu den Akten gelegt. Trainer Richard Ratka und Linkshänder Jan-Fiete Buschmann verlängerten.
Manager Horst Bredemeier sondiert im Moment zusammen mit seinem Trainer den Markt. »Da ist es sehr eng. Wir sind dran, haben die ein oder andere Option, haben einige gute Gespräche geführt«, verrät Ratka. Sowohl er als auch Bredemeier hoffen - den frühzeitigen Klassenverbleib vorausgesetzt - dass man sich dann vielleicht aus der ein oder anderen »Abstiegsmasse« bedienen könnte.
Wetzlars junger Spielmacher Timo Salzer (23) wäre ein Objekt des Mindener Interesses. Oder Hildesheims gleichaltriger Rechtsaußen Rene Boese. Aber auch der 21-jährige Rückraum-Linke des ambitionierten Süd-Zweitligisten HBW Ludwigsburg.
Bredemeier hatte am Donnerstag übrigens Besuch. Ein junger Spieler war zu Gast in Minden. »Wir wollen uns zwei, drei junge Leute ins Training holen, um zu sehen, was sie wirklich können. Wir müssen schließlich immer perspektivisch gucken.« Auch damit GWD den Kader vielleicht etwas breiter aufstellen kann. Aber brauchen auch zwei Fertige. Doch da bietet der Markt derzeit nicht viel an. Zumindest nicht, was zu uns passen würde.«
Einer, der auf den Markt kam, scheint dort schon wieder verschwunden: Lemgos Linksaußen Michael Binder soll dem Vernehmen nach zum Wilhelmshavener HV wechseln. Angeblich ist der Vertrag sogar schon unterschrieben. Angesichts der Tatsache, dass der Schweizer Manuel Liniger die Norddeutschen (eventuell in Richtung Nordhorn) verlässt, würde der Wechsel Sinn machen. Aus dem Lipperland hatte es kurzfristig geheißen, dass neben TuSEM Essen auch der TuS N-Lübbecke Interesse an Binder gehabt haben soll.
Heiß begehrt scheinen einige Spieler der HSG Wetzlar. Neben Youngster Timo Salzer und dem zum TBV Lemgo wechselnden Weltmeister Lars Kaufmann ist insbesondere Rechtsaußen Savas Karipidis das Objekt der Begierde. Und so gut wie weg von der HSG, wo sein Vertrag zum Saisonende ausläuft. »Ein Spieler, der offenbar traumhafte Angebote hat, ist von uns nicht zu halten«, gibt sich Rainer Dotzauer keinerlei Illusionen hin. Der vor zwei Jahren vom Schweizer Erstligisten Kadetten Schaffhausen nach Wetzlar gekommene Karipidis steht auf der Wunschliste namhafter und zahlungskräftiger Vereine. Wie der 27-jährige erklärte, würde ihn Trainer Xesco Espar gern zum großen FC Barcelona holen. Aber auch »Barcas« spanische Liga-Rivalen Ademar Leon und Bidasoa Irun haben dem Linkshänder unterschriftsreife Angebote unterbreitet. Ebenso der VfL Gummersbach, bei dem sein griechischer Freund und früherer HSG-Mannschaftskamerad Alexis Alvanos auf seiner rechten Seite spielt. Allen anderen Offerten zum Trotz zieht es den jung verheirateten Ehemann aber weder nach Spanien noch ins Bergische Land. Nach Informationen steht Savas Karipidis vor einem Wechsel zum Bundesliga-Konkurrenten SG Kronau/Ostringen.
Immer prekärer wird die Situation für Eintracht Hildesheim im Abstiegskampf der Bundesliga. Torwart Nikolaos Katsigiannis fällt beim Tabellenletzten mit einem Kapselriss in der Schulter bis zum Saisonende aus. Das ergab eine Kernspintomographie in der Uni-Klinik Bonn.
Feuer unterm Dach ist dagegen in Düsseldorf, das am Wochenende in Hildesheim auflaufen muss. Nach dem schwachen Auftritt in Balingen trat HSG-Manager Frank Flatten vor die Mannschaft, hielt eine längere Ansprache, strich den Spielern sämtliche Vergünstigungen sowie die freien Tage und beorderte das Team für den folgenden Tag in die Geschäftsstelle. Dort sollten Gespräche geführt und innerhalb des Teams konstruktive Kritik geäußert werden. »Ich erwarte von jedem einzelnen, dass er seine Leidenschaft für den Verein sowohl auf dem Spielfeld, der Bank und auch außerhalb zeigt«, so Frank Flatten, der weiter feststellte: »Wer sich nicht zu 100 Prozent in den Dienst der Mannschaft und des Vereins stellt, ist aufgefordert, mich zu kontaktieren und um eine Vertragsauflösung zu bitten. Diesem Wunsch kommen wir dann umgehend nach« Zudem sind die Personalgespräche bis Ende März auf Eis gelegt. Das Vertragsangebot für Nikos Kokolodimitrakis wurde - vorerst - zurückgezogen.

Artikel vom 16.03.2007