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Kassierer flieht
mit Klubkasse

Knobelbrüder erstatten Anzeige

Von Christian Althoff
Bad Salzuflen (WB). Lange Gesichter in den Reihen eines lippischen Knobelklubs: Der Kassenwart ist weg, und mit ihm das Barvermögen der Würfelspieler - 4000 Euro.
Marcus Rensing erstattete Anzeige bei der Polizei.
»Die Knobelbrüder haben lange versucht, mit ihrem Kassierer zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen - vergeblich. Deshalb habe ich jetzt Anzeige wegen Unterschlagung erstattet«, sagte gestern Rechtsanwalt Marcus Rensing aus Bad Salzuflen, der den Klub vertritt.
Die sechs Gründungsmitglieder der Würfelspielrunde kennen sich seit ihrer Kindheit. 19 Jahre lang treffen sich die Männer nun schon alle drei Wochen zum Würfelspiel, hocken bei Fußballspielen zusammen vor dem Fernseher oder unternehmen gemeinsame Ausflüge. Der ganze Stolz der Clique aber ist ihr eigenes Klubhaus, das sie 2004 erworben hatte - ein Mobilheim mit Biertheke auf einem landschaftlich schön gelegenen Pachtgrundstück.
Erste Risse bekam die eingeschworene Männerrunde im vergangenen Jahr. »Wenn wir Getränke kaufen wollten, mussten wir das Geld vorstrecken, weil unser Kassierer nichts mehr herausgerückt hat«, erinnert sich ein Knobelbruder. Nur sehr schleppend sei das ausgelegte Geld erstattet worden, mit immer neuen Ausreden habe sich der Kassenwart gedrückt. Rechtsanwalt Rensing: »Einmal hat der Mann sogar behauptet, das Finanzamt habe sich vertan und versehentlich das Konto des Knobelklubs gepfändet!«
Schließlich wurden die Knobelbrüder so argwöhnisch, dass sie einen neuen Kassenwart wählten. Da dem bis heute etliche Belege fehlen, kann er den Schaden noch nicht endgültig beziffern: »Aber es sind etwa 4000 Euro.« Nicht einmal die Versicherungsprämien für das Klubhaus soll der Kassierer überwiesen haben. »Nicht auszudenken, wenn der Jahrhundertorkan im Januar unser Heim zerstört hätte!«, sagt ein Knobelbruder.
Anwalt Rensing: »Der Kassierer ist arbeitslos geworden, hat aber seinen Lebensstandard halten wollen - auf Kosten des Klubs.« Schriftliche Angebote des Anwalts zur gütlichen Einigung blieben unbeantwortet. Rensing: »Er geht auch nicht ans Telefon. Angeblich wohnt er gar nicht mehr in Lippe.«
Der Knobelklub hat inzwischen seinen Jahresausflug gestrichen - er braucht das Geld, um die Grundstückspacht für sein Klubhaus zu bezahlen.

Artikel vom 16.03.2007