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Schlafforscher: »Freuen Sie sich auf die Ruhe!«

40 Prozent der Deutschen quälen sich nachts

Prof. Dr. Jürgen Zulley schwört auf Schlaflabore.

Von Marco Purkhart
Halle (WB). Die Zahl ist erschreckend: 40 Prozent der Deutschen klagen über Schlafstörungen. Im Ringen gegen die abendliche Rastlosigkeit kämpfen die Betroffenen mit zunehmender Verzweiflung um ihre wichtige »Mütze Schlaf« - und greifen dabei nicht selten zu Schlafmitteln.
»Das muss nicht sein«, warnt der renommierte deutsche Schlafforscher Prof. Dr. Jürgen Zulley. »Die Lösung des Schlafproblems liegt nämlich vor allem im Kopf«, sagte der Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums an der Universität Regensburg und »Schlaf-Mediziner des Jahres 2005« bei einem Vortrag in Halle (Kreis Gütersloh).
Seit 34 Jahren beschäftigt sich Zulley mit dem Schlummer-Thema und kommt zu einer verblüffend einfachen Problemlösung, die fast schon banal klingt: »Der Mensch muss sich auf seinen Schlaf freuen.« Der 61-Jährige räumt in elf Fachbüchern mit gängigen Vorurteilen und falschen Erwartungen an den Schlaf auf: »Viele meinen, wir müssten durchschlafen und verfallen in Panik, wenn sie mitten in der Nacht aufwachen.« Tatsächlich jedoch wache jeder Mensch im Schnitt 28 Mal pro Nacht auf.
Auch komme es nicht auf die Dauer des Schlafs an. Vielmehr sei die Qualität maßgebend. Zulley: »Für manche Leute sind vier Stunden Schlaf völlig ausreichend. Sie fühlen sich dabei nicht schlecht, sondern genießen die Zeit.« Der größte Fehler hingegen seien krampfhafte Einschlafzwänge, die sich manch ein gebeutelter Nachtschwärmer auferlegt und nach dem Misserfolg am nächsten Morgen frustriert und »gerädert« aus dem Bett steigt. »Die Tagesbefindlichkeit ist dann ganz weit unten, man fühlt sich schlapp und kraftlos. Wer diesen Zustand mehr als vier Wochen am Stück erlebt, sollte Hilfe in einem Schlaflabor aufsuchen«, rät Jürgen Zulley.

Artikel vom 16.03.2007