16.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Pro: Ersatz für
Kernenergie fehlt

Gudrun Kopp: »Versorgung sichern«

»Der Ausstieg aus der Kernenergie ist ein typisch deutscher Kurzschluss, der klimapolitisch, geopolitisch und wirtschaftspolitisch ein schwerer Fehler ist.« Das Zitat stammt nicht von mir, sondern von Fritz Vahrenholt, dem Chef von REpower Systems, einem der größten deutschen Windkraftanlagenbauer.
Gudrun Kopp aus Lage: FDP-Sprecherin im Bundestag für Energiepolitik und Welthandel.
Wo er Recht hat, hat er Recht.
Zukunftsfähige Energiepolitik muss stets drei unterschiedliche Zielsetzungen im Auge haben.
Sie muss den Zielen der Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit gleichermaßen gerecht werden. Der deutsche Beschluss zum Ausstieg aus der Kernenergie widerspricht allen drei Zielen der Energiepolitik.
Er setzt unsere Versorgung mit sicherer Energie aufs Spiel durch eine größere Abhängigkeit vom Import fossiler Energieträger wie Kohle, Öl oder Gas. Selbst wenn die auch von meiner Partei, der FDP, unterstützten ehrgeizigen Ziele zum Ausbau der erneuerbaren Energien erreicht werden, sind auch im Jahre 2020 noch 75 Prozent unserer Energieversorgung auf anderem Wege zu decken.
Wer hierbei die Kernenergie willkürlich und in einem nationalen Sonderweg ausschließt, zerschlägt unseren bewährten Energiemix aus Kernenergie, fossilen Brennstoffen und erneuerbaren Energien.
Die Internationale Energie Agentur (IEA) bewertet in ihren Berichten die Kernenergie dagegen als einen heimischen Energieträger, weil Uran nicht nur reichhaltig und in sicheren Lieferregionen weltweit verfügbar ist, sondern weil der Brennstoffanteil bei einem Kernkraftwerk marginal ist, so dass der Kernbrennstoff gut zu bevorraten ist.
Die Befürworter des Ausstiegs aus der Kernenergie verzögern, verhindern eine Entscheidung über die nötige Endlagerung von Atommüll.
Sie verschweigen zudem, dass im Falle des Ausstiegs angesichts der Planungszeiten für neue Kraftwerke die Anlagen, welche die Kernenergie ersetzen sollen, heute und nach dem jetzt verfügbaren Stand der Technik gebaut werden müssten. Insbesondere im Bereich des Grundlaststroms, der in Deutschland zu 50 Prozent aus Kernenergie stammt, könnte dies nicht durch unstete Energieträger wie Sonne oder Wind geschehen und zwar solange wir Strom noch nicht wirtschaftlich speichern können.
Dies zeigt, dass der Ausstieg auch schlecht für das Klima ist, müssten wir doch in der Bundesrepublik Deutschland die Kernenergie durch die Verbrennung von Stein- oder Braunkohle ersetzen, um auch weiterhin den nötigen Grundlaststrom zu produzieren, also eine emissionsfreie Energieerzeugung durch die stark Kohlendioxid-emittierende »Dreckschleudern« ersetzen.
Auch aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit ist der Ausstieg ein Fehler.
Für viele Unternehmen und Privatverbraucher ist bei den Strompreisen die Belastungsgrenze längst überschritten.
Vor diesem Hintergrund ist eine gewaltige Dauersubventionierung der erneuerbaren Energien durch den Stromkunden ebenso abzuleh-nen wie die Vernichtung volks-wirtschaftlichen Vermögens durch die willkürliche Abschaltung von vor allem auch sicherheitstechnisch einwandfreien Anlagen, die dann durch neue zu ersetzen wä-ren.
Fazit: Die Zeche zahlt auch hier der Verbraucher.

Artikel vom 16.03.2007