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Tiger Woods der Formel 1

Lewis Hamilton rast bei Debüt auf den dritten Rang

Melbourne (dpa). Schon bei seinem Debüt hat Lewis Hamilton Formel-1-Geschichte geschrieben und ist als erster dunkelhäutiger Rennfahrer auf das Siegespodest gerast.

Der 22-jährige Brite mit den karibischen Vorfahren zeigte auf Anhieb seine Rennfahrer-Qualitäten und beendete seine Premiere in der Königsklasse des Motorsports als starker Dritter hinter Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen und seinem Teamkollegen Fernando Alonso, dem Weltmeister. »Ich bin überwältigt, das ist mehr, als ich mir erträumt habe«, sagte er. »Es ist fantastisch.«
Schon jetzt wird Hamilton als Tiger Woods der Formel 1 gesehen. Der junge Brite könnte durchaus der neue Superstar in einer Szene werden, die bislang von Weißen dominiert wurde. Genau wie es der Golfstar aus den USA geschafft hat. Die Euphorie um Hamilton bremste Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. »Erst einmal auf dem Boden bleiben«, forderte er.
Doch auch der Schwabe war beeindruckt, denn Hamilton war nur wenig langsamer als sein von Renault gekommener Teamkollege Alonso, der die letzten beiden WM-Titel gewonnen hatte. »Eine höhere Meßlatte als den Weltmeister gibt es nicht«, sagte Haug. Immerhin fuhr Hamilton sogar fünf Runden lang an der Spitze des Feldes und ist der erste Fahrer seit dem Kanadier Jacques Villeneuve, der gleich im ersten Rennen einen Podestplatz eroberte. Villeneuve hatte 1996 bei seiner Premiere in Melbourne Platz zwei belegt.
Das Hamilton-Märchen begann vor elf Jahren. Damals bat er als kleiner Junge seinen jetzigen Teamchef Ron Dennis um ein Autogramm. Der Sohn eines Einwanderers aus Trinidad & Tobago hatte bei der jährlichen Preisverleihung des britischen Motorsports gefragt, ob er einmal für ihn fahren dürfe. »Melde dich in neun Jahren wieder«, schrieb Dennis in das Album des ehrgeizigen Buben - mitsamt Telefonnummer.
Als Hamilton britischer Kart-Meister wurde, rief Dennis an und nahm das Talent unter seine Fittiche. In Melbourne freute sich der McLaren-Mercedes-Teamchef: »Das war eine tolle Leistung, ein perfekter Einstand.« 2003 holte Hamilton in der britischen Formel-Renault seinen ersten Titel im Automobilsport. 2005 folgte der Gesamterfolg in der Formel-3-Euroserie - mit 15 Siegen in 20 Rennen. Im vergangenen Jahr fuhr Hamilton die GP-2-Meisterschaft ein. Fünf Tage nach seinem Titelgewinn saß er am Steuer des Silberpfeils und drehte seine ersten Testrunden. Nun scheint er in der Formel 1 angekommen.

Artikel vom 19.03.2007