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Kimi macht es wie Schumi

Räikkönen siegt in Melbourne - Heidfeld, Rosberg und Schumacher punkten

Melbourne (dpa). Schumacher-Nachfolger Kimi Räikkönen hat die neue Formel-1-Zeitrechnung mit einem souveränen Ferrari-Triumph eingeläutet, doch vor allem Mercedes und BMW haben die Hoffnungen auf eine spannende Saison genährt.

Der von Renault gekommene Weltmeister Fernando Alonso und der beeindruckende Debütant Lewis Hamilton bescherten den Silberpfeilen mit den Rängen zwei und drei vor dem starken Nick Heidfeld im BMW-Sauber gleich beim ersten Grand Prix des Jahres den Spitzenplatz in der Marken-Weltmeisterschaft.
Da auch der Wiesbadener Nico Rosberg im Williams als Siebter und der Kerpener Ralf Schumacher im Toyota als Achter des Großen Preises von Australien in die Punkte fuhren, holten erstmals seit vier Jahren wieder drei deutsche Rennfahrer WM-Zähler. Adrian Sutil im Spyker-Ferrari war als 17. dagegen chancenlos bei seiner Premiere.
Rekord-Weltmeister Michael Schumacher, der fünf Monate nach seinem Rücktritt fern von Melbourne Ferrari die Daumen gedrückt hatte, gratulierte noch vor der Siegerehrung per Telefon seinem von McLaren-Mercedes gekommenen Nachfolger Räikkönen. »Die Leitung war so schlecht, dass ich nichts verstanden habe«, sagte der Finne und lächelte.
Der 27-Jährige war der älteste Fahrer in der mit einem Durchschnittsalter von 24,6 Jahren jüngsten Podiumsbesetzung in der Formel-1-Geschichte. »Das ist ein fantastisches Gefühl«, sagte er nach seiner Vorstellung in bester Schumacher-Manier. Einen »sehr guten Start« in die neue Ferrari-Ära sah Teamchef Jean Todt.
Vor 100 000 Zuschauern im Albert Park holte sich Räikkönen seinen zehnten Karriere-Sieg in 1:25:28,770 Stunden. Mit einem Vorsprung von 7,242 Sekunden nach 307,547 Kilometern verwies er den 26-jährigen Spanier Alonso auf den zweiten Platz. Der 22-jährige Hamilton lag 18,595 Sekunden zurück. »Ich bin stolz darauf, was den Winter über geschafft wurde«, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug und stellte fest: »Das war ein guter Auftakt mit 14 von 18 möglichen Punkten. Die Silberpfeile mischen dieses Jahr garantiert mit.«
Auch beim Konkurrenten BMW herrschte Freude. »Das war ein Super- Auftakt«, sagte Heidfeld. Mit einem Blitzstart hatte »Quick Nick« sogar Alonso überholt, doch er konnte die Silberpfeile nicht halten. Trotzdem fuhr der 29-Jährige ein beherztes Rennen, lag nach den 58 Runden 38,763 Sekunden hinter Räikkönen. »Man darf nicht vergessen, wo wir herkommen. Vor etwas über einem Jahr waren wir noch WM-Achter«, sagte er.
Weiter nach vorn fahren wollen in den nächsten 16 Rennen auch Ralf Schumacher und Nico Rosberg. »Das ist schon das, was wir erhofft haben. Wir sind nicht so schlecht, wie uns einige gemacht haben«, sagte Ralf Schumacher. Ausgerechnet der ebenfalls mit einem Toyota-Motor fahrende Williams-Pilot Rosberg verhinderte in Runde 38 eine bessere Platzierung für Schumacher. »Ich bin besonders glücklich, dass das Überholen von Ralf so gut verlaufen ist«, sagte der Wiesbadener. Für Finanzkrösus Toyota war das bessere Abschneiden des Kundenteams eine schallende Ohrfeige.
Chancenlos war der Münchner Adrian Sutil bei seinem Debüt. »Ich habe viel gelernt«, sagte er. Immerhin kam Sutil ins Ziel. Fünf andere Fahrer schafften das nicht, darunter auch der zweite BMW-Pilot Robert Kubica. Der Pole fiel mit einem Getriebeschaden aus.
Heidfeld dagegen hatte trotz Einheitsreifen mit der neuen Regelung Probleme: »Meine Reifenstrategie, erst die weichen Reifen zu nehmen, war die riskantere. Ich wusste, dass nach dem Stopp die Gefahr droht, im Verkehr stecken zu bleiben, und das ist dann auch passiert«, sagte er. Trotzdem haben die Münchner schon im zweiten Jahr nach der Trennung von Williams sogar das WM-Team Renault hinter sich gelassen.

Artikel vom 19.03.2007