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Pflege wird immer teurer

In NRW kostet die Versorgung im Heim am meisten - 3100 Euro

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). In NRW ist ein Platz im Pflegeheim im Bundesvergleich am teuersten. Ende 2008 sind die Reserven der Pflegekasse aufgebraucht.
Medizinische Versorgung: Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt.
In der höchsten Pflegestufe III musste ein Pflegebedürftiger Ende 2005 durchschnittlich 3101 Euro im Monat für den Heimplatz bezahlen, gut 100 Euro mehr als zwei Jahre zuvor. Einzelne Heime könne noch erheblich teurer sein. Das berichtete gestern das Statistische Bundesamt in Wiesbaden. Wegen günstigerer Personalkosten beträgt der Satz in Sachsen und Sachsen-Anhalt 2250 Euro.
Auch in den Pflegeklassen I (2067 Euro) und II (2554 Euro) wurden in NRW die höchsten Sätze verlangt. Zusätzlich zur Pflege, Unterkunft und Beköstigung berechneten die Heime noch Investitionskosten von 376 Euro.
Das Problem: Seit Einführung der Pflegeversicherung 1995 sind die Leistungen gleich geblieben, ebenso der Beitragssatz von 1,7 Prozent (Arbeitgeber/Arbeitnehmer) auf das sozialversicherungspflichtige Einkommen. Allein wegen fehlender Inflationsanpassung hat das Pflegegeld 13 Prozent seines Wertes seit 1995 eingebüßt.
Die Pflegeversicherung zahlt bei Heimunterbringung für die dritte Pflegestufe in NRW 2310 Euro im Monat, in der Klasse II 1763 Euro und in der Klasse I 1277 Euro. Die darüber hinaus gehenden Kosten müssen die Pflegebedürftigen aus eigener Tasche bezahlen und bei beginnender Armut auf Sozialleistungen zurückgreifen. In NRW gibt es 1800 Heime mit vollstationärer Dauerpflege.
Trotz eines wachsenden Trends zur professionellen Pflege werden noch zwei Drittel der 2,13 Millionen Pflegebedürftigen zu Hause versorgt. Davon erhielten 980 000 Personen ausschließlich Pflegegeld. Das bedeutet, sie wurden in der Regel allein durch Angehörige gepflegt. Der Trend zum teuren Heim (plus 18 Prozent seit 1999) wird nach Expertenansicht noch zunehmen: Die Zahl der Hochbetagten steigt, außerdem soll demnächst neben körperlichen Gebrechen auch geistige Verwirrung (Demenz) Anspruch auf Pflegegeld begründen.
Die im Koalitionsvertrag für 2007 vereinbarte, inzwischen auf 2008 verschobene Pflegereform soll die Pflegesätze »dynamisieren«: Ob es zu einem echten Anstieg kommt, ist noch unklar. Sicher scheint dagegen, dass auf den einkommensabhängigen Beitrag ein Topzuschlag von sechs Euro, möglicherweise auch 13 Euro (Vorschlag Karl-Josef Laumann) erhoben wird. Der Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Missfelder, wirbt dafür, die gesamte Pflegeversicherung vom Einkommen zu lösen und jeden Bürger eine Art Kopfprämie in eine kapitalgedeckte Versicherung einzahlen zu lassen.
Seite 4: Kommentar

Artikel vom 15.03.2007