15.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Middendorp baut auf Blau

Arminia Bielefelds neuer Cheftrainer »weiß, was erwartet wird«

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Eine gesunde Bräune, jede Menge englische Vokabeln und den Eindruck, bei Arminia unbedingt etwas bewegen zu wollen, hat Ernst Middendorp aus Südafrika mit nach Bielefeld gebracht.

»Die Bundesliga ist Lebensgefühl pur. Das ist eine Riesen-Freude, eine Riesen-Challenge für mich«, sagte Middendorp. Gestern trat er die Nachfolge von Frank Geideck als Chefcoach des Bundesliga-Vorletzten an. »Ich sehe die realistische Möglichkeit, den Klassenerhalt zu schaffen«, äußerte Arminias Hoffnungsträger bei seiner Antritts-Pressekonferenz. DSC-Sportchef Reinhard Saftig hatte zuvor auf (zu) viele einleitende Worte verzichtet mit der Begründung: »Ernst Middendorp in Bielefeld vorzustellen, das ist wie Eulen nach Athen zu tragen.«
Von April 1988 bis Oktober 1990 und von September 1994 bis August 1998 trainierte Middendorp bereits mit teils überwältigendem Erfolg die Arminia. Die Fans haben das nicht vergessen. Schon gestern Morgen kamen mehr als 100 von ihnen zum Training an der Friedrich-Hagemann-Straße. Und das, obwohl Middendorp erst mit der Nachmittagseinheit übernahm - vor 500 Zuschauern.
Während Middendorps zweiten Engagements spielte unter ihm bereits ein Armine, der auch jetzt für den DSC am Ball ist: Jörg Böhme. Middendorp betonte, dass ihm aber auch die anderen Spieler bekannt seien. »Was ich mit denen jetzt zu erledigen habe, ist das Spiel in Aachen«, blickte der 48-Jährige bereits in Richtung Rheinland. »Ich weiß, was erwartet wird. Man möchte im nächsten Spiel sehen, was man mit mir verbindet.« Für das, was damit gemeint sein dürfte, fand Roland Kentsch die passenden Worte.
Arminias Finanzchef erhofft sich einen »Knalleffekt. Und der passiert jetzt auch.« Es habe seinen guten Grund, dass Middendorp noch vor dem Keller-Knaller am Samstag, 15.30 Uhr, im Tivoli-Stadion verpflichtet worden sei. Frank Geideck wird dann als Co-Trainer neben seinem neuen Chef Platz nehmen. Middendorp: »Ich hatte Dienstagabend ein faszinierendes Gespräch mit Frank. Darin habe ich die Bestätigung bekommen dafür, wie hier gearbeitet wird. Physisch und taktisch hat die Mannschaft keinerlei Defizite.« Middendorps und Geidecks Ziel ist der Verbleib in Liga eins. Doch der Vertrag des neuen Chefs bis Juni 2008 gilt auch im Abstiegsfall.
Aber Geld ist zweitrangig. Das Wichtigste sind Siege. Reinhard Saftig hatte unlängst betont, Sibusiso Zuma sei ein Schlüssel für den (Miss-)Erfolg des DSC. Ihn, hatte Saftig gesagt, gelte es rasch wieder dahin zu bekommen, wo Zuma mal gewesen sei. Middendorp äußerte seine Zuversicht, dem »Puma« auf die Sprünge helfen zu können: »Es kann sein, dass mein Zugang zu ihm ein anderer ist, weil ich die südafrikanische Mentalität kenne.« Afrika-Experte Middendorp - erst vor gut einer Woche endete sein Trainer-Engagement bei den Kaizer Chiefs in Johannesburg/Südafrika.
Während seiner Auslands-Engagements (siehe »Zur Person«) sei Middendorp bewusst geworden, dass »die Bundesliga nicht das Einzige auf der Welt ist. Aber sie ist eben die Bundesliga.« Und der DSC, das dürfte mit Blick auf seine Trainerlaufbahn deutlich werden, ist auch nicht irgendein Verein. »Ich bin ganz in Blau gekleidet. Das soll ein bisschen was symbolisieren.« Middendorp wollte dies bereits an seinem ersten Arbeitstag dokumentieren: »Ich bau' auf Blau.« Von seinen Spielern wird er nicht weniger als einhundert Prozent Identifikation mit dem Arbeitgeber einfordern. Ernst Middendorp, daran besteht kein Zweifel, wird es den Spielern vorleben. Bei jedem Training, bei jedem Spiel. Immer.

Artikel vom 15.03.2007