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Demnächst eine Zugabe

Saisonabschlusskonzert Wiener Klassik


Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Kurz war die Saison für Freunde der Konzertreihe Wiener Klassik. Kein Grund, in Trübsal zu verfallen, denn der vom Publikum geschätzte Heribert Beissel kam zum Saisonabschlusskonzert mit einer Nachricht, die das Stammpublikum erfreut haben dürfte: In Zukunft wird die Klassische Philharmonie Bonn nicht vier, sondern fünf Konzerte pro Saison in der Oetkerhalle geben.
Die Entscheidung beruht auf einer Publikumsumfrage, die das Orchester zu Beginn der Saison durchführte. Demnach stimmten 714 Besucher für eine Erweiterung der Reihe, 302 dagegen. »Das ist die überwältigende Mehrheit«, verkündete der sichtlich euphorisierte Orchesterchef ob des großen Zuspruchs auf seine Hitparade der klassischen Musik.
Mit Beethovens siebter Sinfonie stand am Dienstag ein Werk auf dem Programm, das in seiner rhythmischen Verarbeitung gleichwohl einzigartig ist. Im Gegensatz zu ihren großen Vorgängerinnen trägt die Sinfonie keine Konflikte im musikalischen Prozess aus. Vielmehr stellt jeder Satz eine Grundstimmung dar, die dann variiert und gesteigert wird. Daraus resultiert der strahlend-festliche Charakter des Werkes, das gleichzeitig Beethovens Abschied vom heroischen Stil markiert. Unter Beissels treibendem Dirigat gerieten diese Merkmale manchmal ein wenig in den Hintergrund. Der angeschlagene, kultiviert draufgängerische Ton ließ Wärme und auch Plastizität im Klangbild vermissen. Dafür servierten die Bonner den Viersätzer als schmetternden Reißer, der vom Publikum indes sehr gut angenommen wurde. Nun, wennÕs gefällt.
Eröffnet hatte man den Abend mit Franz Schuberts Zauberharfen-Ouvertüre. Das Orchester servierte sie in bewährter Qualität und mit Sinn für dunkle Affekte. Im federnd dahinschwebenden Allegro-vivace blitzte auch ein wenig Rossini-Fieber durch.
Mit Sabine Grofmeier stand in der Mitte eine Klarinettistin zur Seite, die den Solopart in Carl Maria von Webers Konzert für Klarinette und Orchester Nr. 2 souverän, wenn auch ein wenig nervös meisterte. Grofmeier ging zielsicher durch sämtliche virtuosen und kantablen Ausbreitungen, setzte pointiert zu rhythmischen Sprüngen und Auszierungen an. Indes, an ihrem poetisch-beseelten Tonfall darf die junge Solistin gerne noch etwas arbeiten. Gleichwohl mit stürmischem Applaus bedacht, bedankten sich Solistin und Orchester mit einer engagierten Zugabe von Heinrich Joseph Bärmann.

Artikel vom 15.03.2007