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Auf einer Stufe mit den Großen

Langläufer Tobias Angerer ist stolz: zweiter Triumph im Gesamt-Weltcup

Drammen (dpa). Die Nachricht vom vorzeitigen Gewinn des Langlauf-Gesamtweltcups ereilte Tobias Angerer im heimatlichen Traunstein.
Als im norwegischen Drammen die Klassiker um Weltcup-Punkte sprinteten und sich Lokalmatador Börre Näss sowie Virpi Kuitunen (Finnland) als Sieger feiern ließen, trainierte der Vachendorfer auf der Winklmoosalm und bereitete sich auf seine letzten Saisonstarts in Oslo und Falun vor. Da aber auch sein einziger Kontrahent im Kampf um die Große Kristallkugel, der Russe Alexander Legkow, auf einen Start verzichtete, ist Angerers Vorsprung drei Rennen vor Saisonende uneinholbar groß. Von den deutschen Startern in Drammen erreichte Manuela Henkel (Oberhof) als Beste Rang acht. Josef Wenzl (Zwiesel) und Franz Göring (Zella-Mehlis) waren in der Qualifikation gescheitert.
»Ich bin sehr stolz auf das Erreichte. Es ist immer schwieriger, einen Erfolg zu wiederholen als ihn einmal zu erringen«, sagte der 29-Jährige, der sich schon mental auf den zweiten Gewinn des Weltcups vorbereitet hatte. »Jetzt stehe ich auf einer Stufe mit Björn Dählie, Per Elofsson und Gunde Svan«, erklärte Angerer. »Besonders stolz bin ich auf den Vergleich mit Svan. Er war mein großes Vorbild, als ich mit dem Langlauf begonnen habe.«
Einen vorentscheidenden Schritt auf dem Weg zum vierten deutschen Gesamtweltcup-Erfolg in Serie - vor Angerer triumphierten bereits der Oberwiesenthaler René Sommerfeldt und Axel Teichmann aus Bad Lobenstein - hatte der Bayer mit seinem Sieg bei der Tour de Ski gemacht, für den es 400 Weltcup-Punkte gab. »Aber die Tour allein reicht natürlich nicht. Wichtig war, dass ich nun schon seit vier Jahren gesund bin, mit Bernd Raupach und Cuno Schreyl tolle Trainer hatte und habe, und ich besonders gut regenerieren kann«, nannte Angerer Gründe für die Wiederholung seines größten sportlichen Erfolges. Dieser zahlte sich auch finanziell aus: Mit der Verbandsprämie von 25 000 Euro kann der Vachendorfer, der neben dem Tour-Erfolg bislang noch zwei weitere Rennen für sich entschied, schon auf rund 132 520 Euro Zugewinn verweisen.
Auch wenn ihm bei der WM in Sapporo der erhoffte erste Titel versagt blieb, war er dort der Ausgeglichenste: Bei fünf Starts konnte kein anderer Rang vier als schlechtestes Ergebnis vorweisen. Demzufolge verneigt sich auch die Fachwelt vor Angerer. »Tobias ist der beständigste Langläufer. Hier in Norwegen sind alle beeindruckt von ihm. Er ist der richtige Sieger«, sagte Herren-Trainer Morten Djupvik. Die Gratulation der Russen kam von Trainer Juri Tschaikowski: »Wir sind sehr zufrieden mit einem Sieger wie ihm. Er ist ein freundlicher und ehrlicher Mensch im Sport, als auch privat.«
Bei den letzten Starts will Angerer beweisen, wie stark er ist. »Oslo ist besonders wertvoll, weil es das traditionsreichste Rennen ist. Und auf Falun freue ich mich, weil ich dort meinen ersten Weltcup-Sieg überhaupt errungen habe. Da schließt sich ein Kreis. Schließlich geht es ja noch um die kleine Kristallkugel für den Distanz-Weltcup, die ich auch gerne verteidigen möchte«, sagte der Oberfeldwebel der Bundeswehr.

Artikel vom 15.03.2007