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Für einen der beliebtesten Meister des internationalen Schachs, den Inder Vishy Anand, verlief das diesjährige Corus-Turnier an der niederländischen Nordseeküste nicht gerade nach Wunsch; mit dem 5. Platz, u.a. hinter Topalov und Kramnik, dürfte er nicht zufrieden sein. Gegen den unglücklich agierenden Alexander Motylew allerdings konnte eine taktisch aufgeladene Partie zum Sieg führen.


Sizilianisch

Weiß: Motylew
Schwarz: Anand

1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cd4 4.Sd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Lg5 e6 7.f4 Db6 Die Bauernraubvariante, deren prominentester Verfechter ein gewisser Robert Fischer war. 8.Dd2 Db2 9.Tb1 Da3 10.e5 Die weit ausanalysierten Alternativen sind 10.f5 und 10.Lf6 gf6 11.Le2. 10...h6 Das hat ein taktisches Manko, denn nun ist das Feld g6 geschwächt, und das gelegentliche Verschwinden des Bf7, etwa nach einem Opfer auf e6, ließe die Diagonale h5-e8 ungeschützt. 11.Lh4 de5 12.fe5 Sfd7 13.Se4 Da2 13...Da4 14.Le2 Sc6 ist ebenso schlecht wie 14...Se5 (15.Se6), weil ihm 15.Se6 g5 16.Sf6 das Licht ausbläst. Er hält lieber den Be6 überdeckt. 14.Td1 Dd5 15.De3 De5 16.Le2 Lc5 17.Lg3 Ld4 18.Td4 Da5 19.Td2 Der Russe hat im Laufe der Eröffnung mit Bauern nicht gegeizt und dafür ein fühlbares Entwicklungsplus eingehandelt. 19...0-0 20.Ld6 Td8 21.Dg3 Df5 22.Le5 Dg6 23.Dh4 Sc6 24.0-0! Stark. Verlockend, aber unzureichend ist 24.Lh5 Df5 25.Lg7 Sc5! (nicht 25...Kg7 26.Tf1 De5 27.Tf7 Kh8 28.Lg6) 26.Td8 Sd8 27.Sg3 Dg5. 24...f5 24...Sde5? 25.Td8 Sd8 26.Lh5 stellt die Dame ein. 25.Lh5 Dh7 26.Lb2 Interessant ist 26.Td3, denn 26...fe4 27.Lf7 Kh8 28.Lg7! ist brandgefährlich für den schwarzen König: 28...Dg7 29.Tg3 Sde5 (zu wenig bietet 29...Dd4 30.Kh1 Dd2 31.Tg6) 30.Tg7 Kg7 31.Df6 Kh7 32.Lg6. Schwächer hingegen scheint 26.Dg3 zu sein, z.B. 26...fe4 27.Lg6 Sce5 28.Lh7 Kh7 29.Dh4 Te8 30.De4 Kg8, wonach Schwarz wenig zu fürchten hat. 26...fe4 Nötig wegen der Drohung 27.Sd6. 27.Tf7 Tf8 Anand verteidgt sich weiterhin fantasievoll und genau. Nach 27...e5 28.Le5 Sf6 29.Td8 Sd8 30.Tf6 gf6 31.Df6 Lf5 hätte Weiß den Hieb 32.g4 mit heftigem Angriff. - Jetzt sollte Motylew die Partie mit 28.Tg7! Dg7 29.Lg7 Kg7 30.Dg3 Kh8 31.Dg6 Tf6 32.De8 Tf8 (nicht 32...Sf8 33.Tf2) 33.Dg6 zum Remis führen; ein hochverdienter halber Punkt wäre der Lohn. Stattdessen verspielt er die Stellung in wenigen Zügen. 28.Df2? Tf7 29.Df7 Kh8 30.Tf2 30.Td7 reicht nicht mehr: 30...Ld7 31.Dd7 e5 32.Db7 Tb8 33.Dc6 Tb2. 30...e5 31.Dd5 Sf6. - Weiß gab auf.



E. Altmann,Fränk. Volksblatt 1912Matt in zwei Zügen


Lösung der Schachaufgabe von E.O. Martin:

Der frappierende Schlüssel 1.De6! (1.Df6? cd2) droht die Hinterstellung 2.Df7. Die sD muß den Brennpunkt f6 räumen mit 1ÉDh8, um 2.Sh4/Sd4 zu verhindern (1Écd2 2.Db3). Aber 2.Dg8! stellt sie vor die unlösbare Aufgabe, sowohl Dg4 als auch Sd4 matt zu decken. Schwer, aber wunderschön.


Die »Meisterpartie« schreibt der Internationale Fernschachmeister Christoph Pragua.

Artikel vom 24.03.2007