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Ein neuer Trend in der Gegenwartsdramatik

Acht Inszenierungen bei den Mülheimer Theatertagen - Elfriede Jelinek ist erneut dabei

Mülheim/Ruhr (dpa). Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek ist zum zwölften Mal für den Mülheimer Dramatikerpreis »stücke« nominiert.

Der neue Text »Ulrike Maria Stuart« der zweimaligen »stücke«-Preisträgerin dreht sich um die RAF-Terroristinnen Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof sowie Maria Stuart und Elisabeth von England. Die Beschäftigung mit Terror und Gewalt spiegele einen neuen Trend der Gegenwartsdramatik, sagte gestern der Sprecher des Auswahlgremiums, Till Briegleb. Dafür stehe auch das Stück »Schwarze Jungfrauen« des türkischstämmigen Autors Feridun Zaimoglu, der zusammen mit Günter Senkel Interviews mit jungen Musliminnen dramatisiert hat. Um Gewalt geht es ebenfalls in »Mala Zementbaum« von Armin Petras und Thomas Lawinky, in dem der Schauspieler Lawinky seine Vergangenheit als inoffizieller Stasi-Mitarbeiter aufarbeitet.
Der Schweizer Lukas Bärfuss, der bereits 2005 den Dramatikerpreis gewann, ist mit »Die Probe (Der brave Simon Karach)« vertreten und steht damit für einen anderen Trend neuer deutscher Dramatik: »Das Eltern-Kind-Thema ist ein zweiter deutlicher Schwerpunkt«, sagte Briegleb. Dazu zählen auch zwei Erstlingswerke: Dirk Lauckes »alter ford escort dunkelblau«, uraufgeführt in Osnabrück, sowie »Nachtblind« der Schweizerin Darja Stocker.
Zum dritten Mal nominiert ist Martin Heckmanns, diesmal mit »Wörter und Körper«. Aus dem Rahmen fällt die Wahl der Text-Collage »Karl Marx: Das Kapital, Erster Band« vom Autorenkollektiv »Rimini Protokoll«. Auffallend sei eine neue Ernsthaftigkeit der zeitgenössischen Dramatik. Auch sprachliche oder inhaltliche Experimente seien rar geworden.
Die 32. Mülheimer Theatertage zeigen vom 12. Mai bis 2. Juni acht Inszenierungen, die ein Auswahlgremium aus 123 Stücken ausgewählt hat. Der Preis wird von einer Jury aus Kritikern und Theaterschaffenden vergeben und ist mit 15 000 Euro dotiert.

Artikel vom 14.03.2007