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Mit »Delfin 4« den Sprachstand prüfen

3317 Vierjährige werden getestet

Bielefeld (MiS). Die 3317 vierjährigen Kinder in Bielefeld müssen noch vor den Osterferien zum Sprachtest. Sie nehmen an der ersten landesweiten Sprachstandsfeststellung teil, die Bestandteil des seit 2006 geltenden Schulgesetzes ist.

100 Grundschullehrer werden vom kommenden Montag an in die 165 Bielefelder Kindertageseinrichtungen ausschwärmen, um sich von den sprachlichen Fähigkeiten der Kinder zu überzeugen.
»In der Schule erfolgreich lernen kann man nur, wenn man die deutsche Sprache versteht«, begründet Schulamtsdirektorin Jutta Schattmann die Sprachtests. Werden dabei Defizite sichtbar, sollen sie in speziellen Förderkursen bis zur Einschulung möglichst behoben werden.
Der Test selbst läuft kindgerecht mit Hilfe eines extra entwickelten Brettspiels namens »Delfin 4« ab (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Der Begriff steht für »Diagnostik, Elternarbeit und Förderung der Sprachkompetenz Vierjähriger«.
Jeweils vier Kinder spielen gemeinsam unter Anleitung einer Erzieherin. Die Lehrkräfte beobachten dabei das Sprachverhalten der Kleinen. Das Spiel animiert die Kinder, einfache Sätze wie »Ayla malt ein Bild« nachzusprechen. Sie sollen Gegenstände erkennen, einem Giraffenbaby einen Namen geben oder ein Bild mit eigenen Worten beschreiben.
»Die Kolleginnen und Kollegen sind in Fortbildungen auf den neuen Test vorbereitet worden«, sagt Astrid Harloff, Leiterin der Volkeningschule und zusammen mit Christiane Möller-Bach (Bückardtschule) für die Koordination des Tests verantwortlich.
Kinder, bei denen eine Auffälligkeit festgestellt wird, werden zu einem weiteren Test eingeladen, der nach den Osterferien stattfinden wird. Dann wird entschieden, ob sie an einer Fördermaßnahme teilnehmen sollen. Diese Einladung zum zweiten Test erhalten auch die Eltern der Kinder, die keine Kindertagesstätte besuchen.
»In Bielefeld handelt es sich dabei um 487 Jungen und Mädchen«, sagt Schattmann. Drücken darf sich niemand. Eltern, die den Test verweigern, müssen sogar mit einem Bußgeld rechnen. Um die Verpflichtung durchsetzen zu können, wurde der Test Bestandteil der allgemeinen Schulpflicht.
Schon bisher hat die Stadt Bielefeld in Eigenregie Sprachtests in der Kindertageseinrichtungen organisiert. Das seit 2000 praktizierte »Bielefelder Modell« kam bei den Eltern so gut an, dass es bereits 213 Förderkurse für 2000 Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren gibt. »Unserer Erfahrung ist, dass bei einem Drittel eine Jahrgangs Förderbedarf besteht«, sagt Norbert Wörmann, im Sozialdezernat zuständig für das städtische Programm. Darunter befänden sich nicht nur Jungen und Mädchen mit Migrationshintergrund, sondern auch 250 muttersprachliche Kinder, die aus »anregungsarmen Elternhäusern« kämen. »Da ersetzt oft der Fernseher das Gespräch mit den Kindern.«
Die Stadt versuchte, beim Land eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken, die es ermöglicht hätte, die Sprachförderung nach dem eigenen Modell zu organisieren. Düsseldorf sagte nein, will eine landesweit einheitliche Erhebung. Deshalb werden die Kindergartenkinder in Bielefeld in diesem Jahr sogar doppelt getestet. Von 2008 an wird dann ausschließlich auf »Delfin 4« gesetzt.

Artikel vom 14.03.2007