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Szenenbild aus dem Stück »Ein kleines Weiterleben« in der Theaterwerkstatt Bethel.

Ein ganz normales Menschenleben...

»Theatropolis« mit »Ein kleines Weiterleben« in der Theaterwerkstatt

Von Christina Ritzau (Text und Fotos)
Bethel (WB). Als »schön schräg« charakterisiert Astrid Neuhäuser das facettenreiche Theaterstück »Ein kleines Weiterleben«, das ihre Theatergruppe »Theatropolis« am Freitag in der Theaterwerkstatt Bethel zum ersten Mal aufführen wird. Absurd und witzig, böse aber trotzdem menschenfreundlich beschreibt die Autorin Sibylle Berg darin eine Welt, die nur von Tieren regiert wird, in der die Menschheit nicht mehr ist.

Seit November proben die elf mitwirkenden Schauspieler im Alter von 15 bis 47 Jahren in den Räumen, die die Theaterwerkstatt Bethel zur Verfügung gestellt hat. In der Rollenfindungsphase habe jeder die Rolle bekommen, die er spielen wollte, erzählt Regisseurin Astrid Neuhäuser. »Das ist wichtig zum wohlfühlen«, weiß die 44-jährige Grundschullehrerin, die »Ein kleines Weiterleben«, das vor einigen Jahren in Bochum uraufgeführt wurde, in die engere Wahl gezogen hat, weil es so treffend und modern ist.
In dem Stück von Sibylle Berg betreiben Frau Gott und der Tod, eine Unterhaltungsagentur und verkaufen ein Video an die Kunden Tapir und Reh, die sich gemütlich auf der Couch sitzend ein ganz normales Menschenleben anschauen wollen. Mit allem was so zum Leben dazu gehört, inklusive Werbeunterbrechungen, Tanzeinlagen und Vorspulmöglichkeit. Im Film dreht sich alles um Helges Leben. Um die Probleme mit seinem Vater, um kleine Träume und große Enttäuschungen und um seine Angst. Denn die begleitet ihn in personifizierter Form überall hin und weicht nur dann von seiner Seite, als der durch und durch verzweifelte Protagonist mit seinem Mädchen einen kurzen Zwischenstopp im Glück machen darf. Doch das Glück ist zerbrechlich, wird mit den Jahren vom Alltag eingeholt. Und von der Angst, die plötzlich auch wieder da ist und Helge vorschlägt, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen. Aber »nur wer sich zu wichtig nimmt, nimmt sich das Leben«, meint das Tapir in einem seiner vielen Kommentare und guten Ratschläge, die zuletzt das tragische Ende auch nicht verhindern können. Die Tiere sind sprachlos über die Dummheit der Menschen (Kommentar vom Reh: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die mal die Welt regiert haben.«) Und die Menschen, was lernen die aus dem Stück? »Man kann nicht nochmal von vorn anfangen, man hat nur das eine Leben«, meint der Tapir, hinter dem Hedda Thielke steckt.
Nach einer vielversprechenden Generalprobe mit den klassischen Patzern fiebern die Schauspieler der Premiere am kommenden Freitag, 16. März, um 20 Uhr in der Theaterwerkstatt, Handwerkerstraße 5, entgegen.
Weitere Aufführungen sind geplant für Donnerstag, 22. März, 19.30 Uhr in der Weberei, Bogenstraße 1-8, Gütersloh und am Sonntag, 22. April, 19.30 Uhr im Falkendom, Meller Straße 77, Bielefeld.

Artikel vom 14.03.2007