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»Von A bis Z verantwortlich«

USA: Mutmaßlicher Drahtzieher der Anschläge vom 11. September gesteht

Washington/Berlin (Reuters/dpa). Mehr als fünf Jahre nach den Anschlägen vom 11. September haben die USA ein umfangreiches Geständnis des mutmaßlichen Drahtziehers veröffentlicht.

Darin bekennt der Pakistaner Khalid Scheikh Mohammed nicht nur, die Attentate auf das World Trade Center von Anfang bis Ende organisiert und vorbereitet zu haben. Er nennt auch insgesamt 30 weitere Anschläge oder Attentatspläne, an denen er beteiligt oder für die er mitverantwortlich gewesen sei - darunter auf Papst Johannes Paul II. und Ex-US-Präsident Jimmy Carter. Er gestand überdies, den US-Journalisten Daniel Pearl 2002 eigenhändig enthauptet zu haben. »Mit meiner gesegneten rechten Hand habe ich den Kopf des amerikanischen Juden Daniel Pearl in Karachi in Pakistan abgeschlagen«, zitierte der US-Sender CNN aus dem Protokoll. »Wer eine Bestätigung haben will, für den gibt es Bilder von mir im Internet, wie ich den Kopf halte.«
Politiker von SPD und Grünen zogen die Aussagen in Zweifel. Sie seien möglicherweise durch Folter erzwungen worden.
»Ich war für den Einsatz am 11.9. verantwortlich, von A bis Z«, erklärte der Verdächtige dem Dokument zufolge, das das US-Verteidigungsministerium auf seiner Internetseite publizierte. »Ich war der Einsatzchef von Scheich Osama bin Laden für die Organisation, die Planung, die Abwicklung und die Ausführung des 9/11-Einsatzes.«
Auf Papst Johannes Paul hat der 40-Jährige demnach ein Attentat auf den Philippinen vorbereitet. Jimmy Carter gehörte zu einer ganzen Reihe von US-Präsidenten, die er für die El-Kaida ins Visier genommen haben soll.
Der Pakistaner war zudem der Drahtzieher des ersten Anschlags auf das World Trade Center im Jahre 1993, die Attentate auf Bali-Touristen im Oktober 2002 sowie des Doppelanschlags auf jüdische Touristen in Kenia im selben Jahr.
Folgt man der Liste aus den USA, entfaltete die angebliche Nummer drei in der El-Kaida-Führung während der Jahre vor und nach den September-Anschlägen eine offenbar kaum begrenzte Aktivität rund um den Globus. Die Aufzählung ist Teil eines 26-seitigen Protokolls einer Anhörung des Verdächtigen vor einem Militärtribunal, das entscheiden muss, ob Mohammed zurecht als »feindlicher Kämpfer« eingestuft ist.
Die Anhörung war nicht-öffentlich und der erste Gerichtstermin des Pakistaners seit seiner Festnahme vor vier Jahren in seinem Heimatland. Er gehörte zu einer Gruppe von insgesamt 14 Terror-Verdächtigen, die die USA im Herbst aus geheimen Gefängnissen ihres Geheimdienstes CIA in das Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba verlegt haben. An einer Stelle scheint Mohammed erklärt zu haben, Aussagen unter Folter gemacht zu haben. Zumindest ist dies einer Rückfrage des Vorsitzenden des Tribunals zu entnehmen. Aus Sicherheitsgründen seien einige Aussagen geschwärzt worden.
Der Vize-Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Hans Christian Ströbele, verwies auf Berichte, wonach Mohammed »in sehr nachdrücklicher Weise gefoltert« worden sei. »Er hätte wohl auch gestanden, der Satan persönlich zu sein«, sagte er. Auch Herta Däubler-Gmelin (SPD), Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Bundestag, kritisierte: »Hier veröffentlicht eine Militärbehörde, was ihr passt.«
In einer persönlichen Erklärung am Ende der Anhörung schien Scheich Mohammed sein Bedauern über die Opfer der US-Anschläge auszudrücken. In gebrochenem Englisch rechtfertigt er die Tat aber als Teil eines Krieges, in dem es Osama bin Laden um Freiheit und Unabhängigkeit gehe -Ê ganz wie George Washington die USA aus Kolonialherrschaft befreit habe.

Artikel vom 16.03.2007