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Middendorp soll übernehmen

Arminias Jahrhunderttrainer könnte schon heute Frank Geideck ablösen

Von Dirk Schuster
Werner Jöstingmeyer
und Arndt Wienböker
Bielefeld (WB). Beim DSC Arminia Bielefeld steht ein Trainerwechsel unmittelbar bevor. Ernst Middendorp soll heute Frank Geideck als Chefcoach des vom Abstieg bedrohten Fußball-Bundesligisten ablösen.

»Die Tendenz geht dahin. Die Frage ist nur, ob Geideck noch ein Spiel auf der Bank sitzt oder schneller abgelöst wird«, bestätigte Pressesprecher Hans Milberg. Gestern verhandelte Arminias Jahrhunderttrainer - dazu kürten ihn 2005 die DSC-Fans - fast zwei Stunden lang mit dem Arminia-Vorstand im Haus des Präsidenten Hans-Hermann Schwick. Mit dabei: Sportgeschäftsführer Reinhard Saftig, der später bestätigte: »Wir haben mit Ernst Middendorp ein Gespräch geführt.«
Der Ex-Coach des Topklubs Kaizer Chiefs Johannesburg (wurde vor einer Woche entlassen) steht jenseits von Afrika vor seinem dritten Trainer-Engagement beim DSC. Er soll die Ostwestfalen (Tabellensiebzehnter) vor dem Abstieg in die 2. Liga retten. Von April 1988 bis Oktober 1990 und von September 1994 bis August 1998 trainierte Middendorp bereits die Arminia, darunter auch in der 1. Liga.
Am Montag war der 48-Jährige nach einem Anruf aus Bielefeld mit der Spätmaschine in Johannesburg gestartet und in Frankfurt gelandet, um sich einen Tag später die Vorstellungen der Vereinsbosse anzuhören. In Schwicks Haus mit am Tisch saßen gestern Mittag Finanzgeschäftsführer Roland Kentsch, Sportgeschäftsführer Reinhard Saftig sowie die Vorständler Andreas Mamerow und Albrecht Lämmchen. Ob sich die Herren bereits über eine Zusammenarbeit einigen konnten, wurde nicht bekannt. »Wir sagen nichts«, äußerte Roland Kentsch. Doch Ernst Middendorp sagte: »Wenn es so käme, wäre das sicherlich eine Lösung über die Saison hinaus, unabhängig von der Liga.« Ganz zufällig ist seine Rückkehr nach Bielefeld gewiss nicht. Als ihn das WESTFALEN-BLATT am Montag am Telefon erreichte, machte Middendorp bereits eine Andeutung: »Ich mache gerade Urlaub in Johannesburg. Aber es fliegt täglich eine Maschine nach Deutschland. Zur Not auch zwei.«
»Frank Geideck«, daran lag besonders Reinhard Saftig, »ist über jeden Schritt genau informiert«. Der Trainer äußerte, von der Situation nicht überrascht worden zu sein. Nach vier Spielen (drei Punkte) unter seiner Regie sagte Geideck: »Wir sind in einem Geschäft, das vom Erfolg abhängig ist. Aufgrund der sportlichen Situation ist es normal, dass der Verein über Alternativen nachdenkt.«
Schon einmal, rund zehn Jahre ist das her, hatte Middendorp Geideck zum Co-Trainer gemacht. Möglich, dass sich Geschichte jetzt wiederholt. Die Voraussetzungen wären dieses Mal jedoch gänzlich andere. Damals stieg Geideck vom Spieler zum Assistenten auf, jetzt würde er vom Chef ins zweite Glied zurückversetzt. Ob es dazu kommen würde, ließ Geideck offen. »Das ist alles spekulativ.« Sein Verhältnis zu Middendorp bezeichnete er als ungetrübt, sagte sogar: »Ich schätze Ernst sehr.«
Wie diese Zeitung erfuhr, trafen sich Middendorp und Geideck noch gestern, um die gemeinsame Zukunft zu besprechen. Danach soll Middendorp den Wunsch geäußert haben, Geideck möge als Co-Trainer weiterarbeiten. Und auch Dr. Jörg Weber, jetziger Co, soll weiterhin dem Trainerstab angehören. Wie auch immer sich die Dinge entwickeln, eines ist Frank Geideck ganz besonders wichtig: »Es geht nicht um mich oder um Ernst, sondern darum, Arminia in der 1. Liga zu halten. Denn das ist einfacher, als wieder aufsteigen zu müssen.«

Artikel vom 14.03.2007