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Erste Anklage gegen Ticket-Fälscher

Bahn betrogen - Bundespolizei jagt Mitglieder einer internationalen Bande

Von Ernst-Wilhelm Pape
Detmold (WB). Die Staatsanwaltschaft Detmold hat Anklage gegen ein 27 Jahre altes Mitglied einer internationalen Fälscherbande erhoben, die die Deutsche Bahn vermutlich um Millionen Euro betrogen hat.
Achtung Fälschungen: Fahrkarten sollten nur an Automaten oder am Bahnschalter gekauft werden.
Dem Asylbewerber Osman M. aus Aserbaidschan, der in Borken wohnhaft ist, werden Urkundenfälschung und Betrug in 140 Fällen vorgeworfen. Er soll im großen Stil gefälschte Schönes-Wochenende-Tickets an Reisende verkauft haben. Zudem soll der Täter, der weitgehend geständig ist, im Bahnhof Bünde (Kreis Herford) an Automaten Fahrkarten und Fahrplanauskünfte gezogen haben, die später manipuliert wurden.
Ferner wird von der Staatsanwaltschaft nach einem flüchtigen Mittäter gefahndet, der in Espelkamp (Kreis Minden-Lübbecke) in einer Wohnung eine Fälscherwerkstatt eingerichtet haben soll. Bei dem Gesuchten soll es sich um einen Armenier handeln. Der Angeklagte hat angegeben, dass ein Unbekannter, der »Ibor« genannt wurde, die Fälschungen vorgenommen hat. »Ibor« sei aus Hamburg angereist. »Ibor« wie auch der 27-Jährige sollen außerdem die gefälschten Fahrkarten an weitere Bandenmitglieder zum Verkauf weitergegeben haben. Der Angeklagte selbst war beim Verkauf im Bahnhof Detmold am 1. Dezember 2006 gefasst worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Die Bundespolizei fahndet bundesweit nach weiteren Mitgliedern der Fälscherbande, die regionale Zellen aufgebaut haben soll, die zentral geführt werden. Ermittlungen werden unter anderem in München, Hamburg und Dortmund geführt. Die Bande soll Marktbereiche eingerichtet und in allen Großstadtbahnhöfen falsche Tickets verkauft haben. Die bundesweiten Ermittlungen würden zwischen den Bundespolizeibehörden abgestimmt, sagte Polizeioberrat Hans Kröninger, Leiter der Inspektion zur Kriminalitätsbekämpfung in München. In München sei ein 33 Jahre alter Türke aus Hannover gefasst worden, der gefälschte Wochenendtickets zum Preis von 20 Euro verkauft habe. In seinem Leihwagen seien weitere gefälschte Fahrscheine gefunden worden.
In Hamburg hat die Bundespolizei einen 30 Jahre alten Syrer, einen 28 Jahre alten Landsmann und einen 47 Jahre alten Mann aus Moldawien gefasst, denen Ticketfälschungen zur Last gelegt werden. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Rüdiger Bagger wird vermutet, dass auch diese drei Beschuldigten der Fälscherbande angehören. Die Ermittlungen gestalteten sich aber äußerst schwierig, da die mutmaßlichen Täter schwiegen.
Auch in Dortmund führt die Bundespolizei ein umfangreiches Strafverfahren gegen mehrere Ticket-Fälscher. Einzelheiten könnten aus ermittlungstaktischen Gründen nicht genannt werden, sagte gestern ein Polizeisprecher.

Artikel vom 14.03.2007