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Ein Dorf und sein Weltstar

Etzelwang ist gespannt auf Neubürger Cage - Schlossherr im tiefen Wald

Etzelwang (dpa). »Ich freue mich immer, wenn ich nach Berlin komme!« Charmant präsentierte Nicholas Cage sein bisher erlerntes Deutsch, als er im Februar in der Hauptstadt die »Goldene Kamera« entgegennahm. Doch noch mehr freut sich der Hollywood-Star, wenn er nach Etzelwang kommt. Dort ist Cage nämlich Schlossherr.

Im Jahr 2006 hat er das verträumt gelegene Schloss Neidstein in der Oberpfalz-Gemeinde im bayerischen Kreis Amberg-Sulzbach gekauft. Dort müssen jetzt neue Strippen gezogen, Leitungen gelegt, Gemäuer und Dach geflickt werden: Das 500 Jahre alte Schloss schreit nach Sanierung.
Doch spätestens im kommenden Jahr will Cage, der bis dahin eifrig seine Sprachkenntnisse verbessert, mit Familie Schlossferien im Land seiner Mutter - sie hatte ihre Wurzeln in Cochem an der Mosel - machen. Deutsch falle ihm deshalb leicht, in seiner Jugend habe er es von der Oma immer gehört, sagt der 43-Jährige. Und außerdem finde er die Sprache »sexy«.
In Etzelwang, wo sich Neidstein verwunschen im Wald versteckt, warten die Menschen ihrerseits gespannt auf den prominenten Neubürger. Bürgermeister Ludwig Heinl träumt sogar schon von zünftigen bayerischen Gemeindefesten mit einem echten Oscar-Gewinner. »Wir würden gerne mit ihm in Kontakt kommen«, sagt er. Dabei weiß Heinl aber auch, dass Cage das Schloss gekauft hat, um vom Promi-Stress Abstand zu bekommen.
Ganze 1600 Bürger zählt Etzelwang - verteilt auf 14 Ortsteile, sprich Dörfer. Neidstein weist als kleinstes gerade einmal zwei Anwesen auf: das Schloss und die Nachbarn. Heinz Breitfelder und seine Frau kümmern sich seit 38 Jahren um das Gemäuer. Denn die Vorbesitzer, Familie von Brand, leben in den USA.
Bis Juli 1973 war es von Dr. Philipp Theodor Freiherr von Brand bewohnt. Mangels direkter Nachkommen ging der Familiensitz dann an dessen Neffen Theodor Philipp Rudolf von Brand, einen Bundesrichter in den USA. Dessen Familie kam nur noch zwei bis drei Mal im Jahr in die Oberpfalz. Und so boten es seine Söhne Andrew und Alexander nun zum Kauf an.
Im Sommer 2006 Jahr hatte Cage Neidstein besichtigt. Damals hatte Nachbar Breitfelder das 900 Quadratmeter große Schloss für den prominenten Interessenten aufgesperrt. »Anschließend hat er bei mir Kaffee getrunken und Kuchen gegessen«, berichtet der Schlossverwalter. Seit dem Kauf bekommt Breitfelder öfter Besuch von einem Manager aus den Staaten, der für Cage die Modernisierung der mittelalterlichen Gemäuer organisieren soll.
In der Region ist der Schauspieler inzwischen Gesprächsthema Nummer 1: »Am Stammtisch und im Gemeinderat«, berichtet Bürgermeister Heinl, der sich jetzt auch jeden Cage-Streifen im Fernsehen anschaut. Vor einem Jahr war das noch anders: »Meine Söhne kannten Cage schon, aber ich habe mit dem Namen nichts anfangen können«, gibt er zu.
Wieviel der Star, ein Sprössling des berühmten Coppola-Filmclans, bereits in das 28 Zimmer große Anwesen investiert hat und noch hineinstecken wird, ist unbekannt. Angeboten worden war das Schloss mit 165 Hektar Wald jedenfalls für 1,9 Millionen Euro.

Artikel vom 14.03.2007