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Diese Mutter macht nur Sorgen

Jutta Speidel und Dennensch Zoudé heute in neuer ARD-Komödie

ARD, 20.15 Uhr: Um ein Wiedersehen der besonderen Art geht es in der Komödie »Meine Mutter tanzend«.
Stella ist eine hoch gebildete Logopädin, die anderen Menschen eine makellose Sprache beibringt. Stella ist als Adoptivkind aufgewachsen und ist dunkelhäutig. Als ihr Freund Paul ihr endlich den lang erwarteten Heiratsantrag macht, will sie nur noch eines vor der Hochzeit erledigen: ihre leibliche Mutter kennen lernen. In dem Film spielt Jutta Speidel die Mutter, die so ganz anders ausfällt als erhofft. Die Tochter wird von Dennensch Zoudé dargestellt.
Und Stella zuckt zurück, als sie die etwas schlampige Frau sieht, die im Supermarkt um die Ecke an der Kasse sitzt, in der Pause Sekt aus der Piccolo-Flasche trinkt und überhaupt nicht scharf darauf ist, ihre Tochter kennen zu lernen. Und: Die Mutter ist nicht die freundliche Schwarze, die sich Stella vorgestellt hat, sondern eine Weiße, die wenig von ihr wissen will: »Hast es doch besser getroffen als ich...«.
Am Anfang hatte zunächst nur der Wunsch von NDR-Fernsehspielchefin Doris Heinze gestanden, mal etwas mit der aus Äthiopien stammenden Schauspielerin Dennenesch Zoudé zu machen. Die amerikanische Autorin Annette Simon kam hinzu, und bald schon stießen die drei Damen auf eine Stoffidee, bei der eines von vornherein feststand: Es sollte keineswegs das Muster »arme Schwarze - böse Weiße« bedient werden.
Die Farbige ist hier als Logopädin mit eigenem Studio die Repräsentantin des Establishments. Sie hat weder dort noch sonst wo irgendwelche Probleme, nicht mit dem Verlobten, nicht mit den feinen künftigen Schwiegereltern, schon gar nicht mit dem Job. Ihr einziges wirkliches Problem ist die nun aufgespürte Mama.
Die wird unter der Regie von Jan Ruzicka mit aller komödiantischen Verve und bemerkenswertem Mut zur Hässlichkeit von Jutta Speidel dargestellt, die dazu nicht groß überredet werden musste. »Ich gab ihr das Buch am Set von unserem »Sturmflut«-Film«, erinnert sich Produzent Sascha Schwingel. »Sie sagte spontan: Das muss ich spielen!« Schon weil es sie denkbar weit vom Schwester-Lotte-Image wegführt. »Nur keine halben Sachen«, wurde ihr Schlachtruf während der Dreharbeit, »wir zeigen das mit aller Konsequenz.«
Da fehlt dann weder der leicht versoffene Blick noch die nie verlöschende Zigarette im Mundwinkel. Und zur Garderobe steuerte sie auch einiges bei: scheußlich rosa Schuhe und einen weit ausladenden Hut. Mit dem darf sie am Schluss auch noch ein flottes Tänzchen hinlegen - damit der nicht ganz verständliche Titel doch noch seinen Sinn bekommt.

Artikel vom 14.03.2007