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»Bestechung
war üblich«

Siemens vor Gericht

Darmstadt (Reuters). Ein ehemaliger Siemens-Manager und -Berater hat die Bestechung von Mitarbeitern des italienischen Energiekonzerns Enel eingeräumt.

Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, zwischen 1999 und 2002 seien insgesamt knapp sechs Millionen Euro Schmiergeld gezahlt worden, sei richtig, sagte der Angeklagte gestern vor dem Landgericht Darmstadt. Er habe nur eine gängige Praxis bei Siemens fortgeführt. Siemens-Vertreter sollen laut Anklage Enel-Leute geschmiert haben, um an zwei Kraftwerksaufträge über 450 Millionen Euro zu kommen. Der ehemalige Siemens-Mitarbeiter (73) war in der Zeit noch als Berater für den Technologiekonzern in Italien tätig. Er ist zusammen mit dem ehemaligen kaufmännischen Leiter der Siemens-Kraftwerkssparte der Untreue und Bestechung ausländischer Amtsträger angeklagt. Ein dritter Manager war in Italien bereits zu 23 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden.
»Die Zahlungsvorgänge waren vielen Leuten bei Siemens bekannt«, behauptete der 73-Jährige. Auch bei der Konkurrenz in Italien sei Bestechung üblich gewesen. Siemens habe das Geld den Italienern nicht aufgedrängt. »Die Zahlungen wurden gefordert und nicht angeboten«, sagte der Angeklagte. »In den Gesprächen hieß es: Vier Prozent vom Volumen, sonst kriegt ihr keine Aufträge.« Am Ende habe man sich auf ein Prozent der jeweiligen Auftragssumme geeinigt. Siemens will sich nicht zu den Vorgängen äußern.

Artikel vom 14.03.2007