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Patientenhotels im Trend
»Medical Wellness« löst die Präventiv-Kuren ab
Nach dem völlig ausgeuferten Wellness-Boom, der sich jeglicher Qualifizierung entzog, wollen die neuen Medical-Wellness-Betriebe nun eine möglichst konsequente, vergleichbare Qualitäts-Struktur installieren.
»Die Kur ist tot, es lebe das Spa«, propagiert Jochen Zillert, Direktor des Gräflichen Parkhotels in Bad Lippspringe. »Früher hatten Gäste einen Anspruch auf Leistungen, heute müssen sie bezahlen und verbinden damit eine hohe Erwartungshaltung.« Während Zillert medizinische Leistungen als Zusatzangebot im Hotel sieht, geht das »Meersinn« auf Rügen noch einen Schritt weiter. Dort können Gäste nur wohnen, wenn sie sich auch im benachbarten Artepuri-Gesundheitszentrum behandeln lassen.
Auch die Bad Salzuflener Maritim-Gruppe hat das Thema Gesundheit entdeckt. Bislang nur in der Ferienhotellerie und als gehobene Herberge für Geschäftsreisende in Erscheinung getreten, will man nun Patientenhotels neben Krankenhäusern bauen. Der Prototyp entsteht in Lübeck, wo die Ostwestfalen sich gegenüber 34 Mitbewerbern durchsetzten. Ein zweites Haus wird vermutlich in Kiel entstehen, danach sind weitere Krankenhaus-Hotels geplant. Maritim-Chef Gerd Prochaska sieht potenziell jede Uniklinik als geeigneten Standort eines Hotels für Patienten, die nicht mehr der ständigen Betreuung bedürfen, aber auch noch nicht nach Hause entlassen werden sollen. »In zehn Jahren wird Deutschland etwa 40 solche Häuser haben, und wir streben einen Marktanteil von 25 Prozent an«, so Prochaska zum WESTFALEN-BLATT.
Einzelzimmer mit Teppichboden statt Linoleum, Büffet-Restaurant: Der Patient solle nicht mehr das Gefühl haben, im Hospital zu liegen. Zugleich könne das Patientenhotel auch Angehörigen als Quartier dienen. »Wenn die Mutter entbunden hat, könnte sie gemeinsam mit Mann und Kind direkt nach der Geburt ein Zimmer bewohnen«. Nötig sei es, ein neues Berufsbild zu schaffen: »Wir benötigen Schwestern, die sich auch im Hotelservice auskennen - und das Hotelpersonal muss die Patientenfürsorge verinnerlichen.« Prochaska zeigte sich überzeugt davon, dass die Aufenthaltskosten der Patienten durch solche Kombinationsmodelle von Klinik und Hotel deutlich gesenkt werden könnten -Ê bei gleichzeitig verbesserter Unterbringung.
Thomas Albertsen

Artikel vom 17.03.2007