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Reisebüros punkten beim Service

Die Tageszeitung genießt als Informations-Medium bei Reisenden größtes Vertrauen

Von Thomas Albertsen
Wenn es um die Erschließung neuer Absatzmärkte geht, ist den Reiseveranstalteren jedes Mittel recht. Machte zunächst das Internet den Reisebüros mächtig Konkurrenz, so sind es nun auch die großen Discounter, die seit einiger Zeit auf dem Markt mitmischen.

Was dort allerdings zu angeblichen Billigpreisen verkauft wird, sind in der Regel Pauschalreisen aus dem Angebot der großen Touristik-Konzerne. Oft steckt hinter den Angeboten zum Beispiel der Veranstalter »Berge & Meer«, der zur TUI-Gruppe gehört.
Die Kombination »Lebensmittel und Tourismus« ist auch nicht neu. So kaufte der Rewe-Konzern vor einigen Jahren die marode LTU-Touristiksparte mit Veranstaltern wie ITS, Dertour und Meiers Weltreisen auf und sanierte sie erfolgreich. Rewe verkleinerte das Angebot allerdings nicht, auch setzt man weiterhin auf das Reisebüro als klassischem Vertriebsweg -ĂŠnicht zuletzt, weil das Unternehmen über eine eigene Reisebürokette verfügt. Auch die Steigenberger-Hotels versuchten eine Zeit lang, zusätzliche Nächtigungen mittels eines Lebensmittel-Partners zu generieren.
Discounter bieten in der Regel nur einige wenige Reisen an. Im Preisvergleich mit Angeboten aus Reisebüros zeigt sich, dass nicht alle Offerten wirklich billiger sind. Denn auf Druck der Reisebüros mussten die Veranstalter nachlegen und auch dort Schnäppchen-Angebote platzieren. Unter dem Strich bleibt für den Kunden der klassischen Pauschalreise, bestehend aus Flug, Transfer, Unterkunft und Verpflegung, das Reisebüro die beste Anlaufadresse, denn dort ist die Auswahl am größten und schließt Schnäppchen mit ein. Dies gilt insbesondere, wenn man die von den Veranstaltern propagierten Frühbucherrabatte oder aber Last-Mi- nute-Angebote nutzt.
Die Deutschen nutzen allerdings auch zunehmend das Internet für ihre Reise-Buchungen. Die Online-Suche (»Looking«) - Erkundung von Reiseoptionen vor der Reise - ging zwar 2006 um 10 Prozent zurück, doch OnlineBuchungen (»Booking«) stiegen um 35 Prozent. Der Anteil der Reisen, die auf eine Online-Suche und/oder Online-Buchung zurück gehen, liegt damit bei 43 Prozent, der Anteil an Online-Buchungen bei 27 Prozent. Der Gesamtwert der Buchungen über das Internet im Rahmen des Gesamt-Reisevolumens liegt allerdings immer noch weit unter dem in diesem Bereich starken britischen Markt (50 Prozent).
Einer der Hauptfaktoren, die die Nachfrage nach On-line-Reisen beeinflussen und aller Erwartung nach auch in Zukunft verstärken werden, ist die Ausweitung des Angebotes von Baustein-Reisen (»Dynamic Packaging«) der deutschen Reiseveranstalter. Online-Buchungen werden als unkompliziert und häufig wesentlich preiswerter als der Kauf traditioneller Pauschalreisen empfunden, obwohl sie das nicht immer sind. Der große Mangel: Am Computer ist nur ein zeitverzögerter Dialog mit dem Anbieter möglich. Für beratungsintensive Reisen wie Kreuzfahrten liegt der Anteil an Buchungen im Reisebüro wesentlich höher.
Das Netz ist heute für 69 Prozent der Bürger, die über einen Internetzugang verfügen, die wichtigste Informationsquelle. 54 Prozent hören sich bei Verwandten und Freunden um, 40 Prozent fragen im Reisebüro nach, 34 Prozent nennen die Tageszeitung. Weit abgeschlagen bei 19 Prozent liegt das Fernsehen - und Call-Center werden nur von drei Prozent als Quelle genutzt. Viel aussagekräftiger ist jedoch die Statistik, welcher Informationsquelle die User das größte Vertrauen entgegen bringen. Fast 79 Prozent nennen hier die Reiseberichterstattung der Tageszeitung, Buchungsportale im Netz liegen mit 76 Prozent knapp dahinter. Blogs und Bewertungsportalen wird zu 62 Prozent vertraut.

Artikel vom 16.03.2007