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Dallmeier beschwört die Einheit
Deutliche Worte beschreiben die neuen Impulse für den NRW-Tourismus
Die neue Geschäftsführerin des nordrhein-westfälischen Tourismus-Verbandes, Ute Dallmeier, spricht Klartext: »Der lange Tod der Steinkohle tut dem Tourismus in NRW richtig weh«. Hohe Subventionen und endlose Folgekosten für den Bergbau stehen im Ruhrgebiet den neuen Konzepten gegenüber, wie man einen Strukturwandel touristisch effektiv nutzt. Doch dies ist nur eine Nische im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland: Während die Ballungszentren es auch dank der Billigflieger schaffen, im Städtetourismus erfolgreich neue Akzente zu setzen, müssen die ländlichen Regionen in Deutschlands »wildem Westen« mit ausgefeilten Themen die Kurzurlauber ansprechen. »Bei einem weitgehend gesättigten Inlandsmarkt sind Zuwächse nur möglich, wenn wir die einheimischen Besucher zu Stammgästen machen und zusätzlich im Ausland Marktanteile gewinnen«, sagte Dallmeier auf der ITB. Spätestens im Jahr 2009 soll sich das Land auf der größten Reisemesse der Welt in einheitlichem Gewand präsentieren. »Die bisherige Darstellung ist einfach schlecht«, fand sie harte Worte. Bislang warben die finanzstarken Destinationen wie das Ruhrgebiet, Münster oder die Städte der Rheinschiene mit separaten Ständen, der »Rest« von NRW wurde bunt zusammengewürfelt auf einem Stand präsentiert, der bestenfalls die Bezeichnung »Resterampe« verdient.
Dallmeiers Kernfrage lautet: »Was ist NRW? Das sind zunächst mal nur drei Buchstaben. Aber wie erkennt der Österreicher, Inder oder Australier, was unser Land ihm zu bieten hat?« Angesichts einer derart globalen Ausrichtung, wie sie die Professorin aus Bergisch-Gladbach für notwendig hält, ist es verständlich, dass sie Prioritäten setzen muss: »Ich kann auf regionaler Ebene nicht agieren, sondern nur beraten.« Dass der Vorsitzende des Verbandes, Theo Deimann, Ostwestfalen auf der ITB mit der Bemerkung abqualifizierte, die Gegend habe außer dem Tourismus nichts anderes zu bieten, war allerdings durchaus Wasser auf Dallmeiers Mühlen: »Der Vorstand muss noch professioneller aufgestellt werden, insbesondere was das Marketing anbelangt. Darauf setzt auch Wirtschaftsministerin Christa Thoben, die nur mittels Spitzenleistungen für ein Thema zu begeistern ist -Êsie will sich nämlich nicht gerne mit dem zweiten Platz in Statistiken zufrieden geben.«
Dallmeier betonte, der NRW-Tourismus brauche die Politiker im operativen Tourismusgeschäft. »Das fängt bei der Genehmigung für Infrastrukturmaßnahmen an und führt bis zur Schaffung von Arbeitsplätzen.«
Im Bereich des Marketing sollten die Politiker allerdings keine Rolle spielen. Mit Blick auf Ostwestfalen merkte sie im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT an, dass einzelne Akteure »nicht unkontrolliert ihre eigene Politik betreiben dürfen.«
Im Hinblick auf die Unstimmigkeiten hinter den Kulissen des Wanderprojektes »Hermannshöhen« rät sie allen Beteiligten dringend, ohne Wenn und Aber wieder ins gemeinsame Boot zu steigen. »Wenn das nicht gelingt, hat der Weg langfristig keine Chance, sich am Markt zu behaupten.« Thomas Albertsen

Artikel vom 17.03.2007