13.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Heesen aus dem Rennen

Dortmund sucht Trainer: Röber wirft hin - Rapolder hält alles für offen

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Dortmund (WB). Sieht so ein Trainer aus, der noch kämpfen kann? Minuten nach dem Abpfiff in Bochum: Jürgen Röber wirkt leer, ausgebrannt, hat erkennbar keinen Bock mehr, sich nach dem 0:2 im West-Derby vor die Spieler von Borussia Dortmund zu stellen. Nach einem Wochenende des Überlegens warf der 53 Jahre alte Trainer gestern in Dortmund hin.

Den neuen Mann würde der abstiegsgefährdete Bundesligist mit den geplatzen UEFA-Cup-Ambitionen gern schon heute präsentieren. Das Training beginnt um 9.30 Uhr. Es wird nicht von Thomas von Heesen geleitet. »Er hat in unseren Überlegungen keine Rolle gespielt, weil er uns von vornherein mitgeteilt hat, erst zur neuen Saison zur Verfügung zu stehen«, sagte Borussia-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dieser Zeitung. »Wir wollen bis dahin nicht noch einen Übergangstrainer installieren«, erklärte er weiter, »deswegen spielt Thomas von Heesen auch für die Zukunft keine Rolle. Mit Zukunft meine ich aber nicht das Jahr 2025. Zur neuen Saison wird unser Trainer allerdings nicht Thomas von Heesen heißen.« Der ehemalige Bielefelder, am 4. Februar bei den Arminen ausgeschieden, ist damit auch aus dem Dortmunder Rennen.
Dummerweise gab der neue Wunschkandidat Watzke einen Korb. Angestrebt wurde die Promi-Lösung: Felix Magath sollte ein Borusse werden. Doch der Fußball-Lehrer entschied sich zum zweiten Mal nach seiner Entlassung am 31. Januar beim FC Bayern München zu einer Absage. Auch der Hamburger SV hatte sich nach der Trennung von Thomas Doll vergeblich um Magath bemüht. Nun wird in Dortmund auf Doll getippt, obwohl er »belastet« ist und schon den HSV in dieser Saison nicht aus dem Keller befreien konnte. Auf eine neue Herausforderung wartet Uwe Rapolder. Ihn hatte zu dessen Bielefelder Glanzzeiten schon der Dortmunder Investor Florian Homm als geeigneten Trainer genannt.
Rapolder sagte gestern Abend: »Alles ist offen. Alles ist im Fluss. Man muss jetzt abwarten, was passiert.« Der ehemalige Bielefelder Trainer stellte aber auch heraus, dass ihm sein in der Tinte steckender Ex-Klub »immer noch sehr am Herzen liegt.« Er verwies darauf, dass die beiden Mannschaften am 30. März aufeinandertreffen: »Würde ich Dortmund-Trainer, müsste ich mir wünschen, dass Arminia verliert.« Das fällt ihm schwer, zumal sich auch sein alter Verein bei weiterer Talfahrt um ihn bemühen könnte. Auf alle Fälle bezeichnete Rapolder das Westfalen-Derby am 27. Spieltag in Bielefeld als »Hammerspiel.«
In Dortmund kam Röber mit seinem Rücktritt wohl nur seinem Rauswurf zuvor. Der Nachfolger des am 19. Dezember vor die Tür gesetzten Niederländers Bert van Marwijk gab an, die »Profis nicht mehr zu erreichen«. Vor allem aber zweifelte er an ihrer Berufsauffassung. In einem Interview mit den Ruhr Nachrichten wurde Röber deutlich: »Ich hatte beim Training häufig ein blödes Gefühl im Magen. Und das sagte mir, schicke den einen oder anderen Spieler in die Kabine, wenn er keine Lust hat zu arbeiten. Darüber habe ich oft nachgedacht.« Watzke akzeptierte den Entschluss, den sonst sicher die Vereinsführung getroffen hätte. »Jürgen Röber hat uns in einer schweren Situation geholfen, aber es hat nicht funktioniert«, räumte der Geschäftsführer ein. Das Konzept, die Wartezeit bis zu von Heesens Einstieg mit dem »Zwischentrainer« Röber zu überbrücken, scheiterte eindrucksvoll.
Einen dritten »Retter« zu benötigen, ist dabei nicht neu. Vor sieben Jahren flog erst Michael Skibbe und nach elf sieglosen Spielen auch Nachfolger Bernd Krauss. Altmeister Udo Lattek und Matthias Sammer führten den sinkenden BVB-Dampfer damals soeben noch in den sicheren Hafen. Kenner meinen, einen gravierenden Unterschied zu erkennen: 2000 war die Mannschaft besser.

Artikel vom 13.03.2007