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Studio klagt Beiträge ein

Kündigung: Anwalt wirft »rassistisches« Verhalten vor

Von Uwe Koch
Bielefeld (WB). Ein Bielefelder Rechtsanwalt hat seine Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio fristlos gekündigt, weil er dem Betreiber rassistische Motive unterstellt. Vor dem Amtsgericht Bielefeld hat das Sportstudio jetzt die ausstehenden Mitgliedsbeiträge eingeklagt.

Der Fall sorgte bundesweit für großes Aufsehen: Die gebürtige Türkin Dilan N. (28) hatte im Januar 2006 »Das aktuelle Fitnessstudio« besucht und dort einen Landsmann getroffen. Beide unterhielten sich auf Türkisch, zählten unter anderem die Übungseinheiten in ihrer Muttersprache mit. Eine Trainerin des Studios forderte sie auf, Deutsch zu sprechen, »damit sich die Kunden untereinander verstehen«. Später legte man Dilan N. und ihrem Bekannten nahe, den Vertrag zu kündigen, was sie auch taten.
Rechtsanwalt Sebastian Nickel trainierte seinerzeit selbst im Studio. Er und andere Nutzer waren über den Fall emport. Der Jurist kündigte seine Mitgliedschaft danach außerordentlich. Er blieb im Mai und Juni 2006 zwei Monatsmieten schuldig, obwohl sein Vertrag noch weitere neun Monate lief. Dagegen richtet sich nun die Klage des Sportstudios, das die überfälligen Beiträge einklagt und auf den gültigen Vertrag pocht. Monierte Sebastian Nickel gestern vor dem Amtsgericht: »Ich wurde von meinen Freunden gefragt, warum ich in einem rassistischen Sportstudio trainiere«
Amtsrichterin Martina Januzi machte dem Rechtsanwalt allerdings klar, dass seine Kündigung rechtlich auf schwachen Beinen steht: »Es ist fraglich, ob das für eine Kündigung ein hinreichender Grund ist.« Der Vorschlag der Juristin in der Güteverhandlung: Nickel solle zwei Drittel des geschuldeten Betrages, also 333 Euro, im Wege eines Vergleichs zahlen.
Das Angebot jedoch lehnte der Rechtsanwalt nach Rücksprache mit Freunden ab. Immerhin gebe es noch andere Kündigungen aufgrund der umstrittenen Sprachregelung in dem Sportstudio. Weil der Betreiber in diesen Fällen auch auf Zahlung besteht, will Nickel es auf ein Urteil in der Sache ankommen lassen.
Dafür will Martina Januzi nun eine Zeugin hören, die ein angebliches Gespräch über eine Einigung zwischen den Parteien gehört hat. - Der Prozess wird am Dienstag, 17. April.fortgesetzt. Az. 15 C 877/07

Artikel vom 14.03.2007