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Das Glück kehrt zurück:
Schalke im Land des Lächelns

Der Tabellenführer stoppt mit dem 1:0 gegen Stuttgart die Negativserie

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Selten so gelacht! Mladen Krstajic ist eigentlich für die TV-Rolle als Kinderschreck bestens geeignet, der Serbe blickt meistens ziemlich finster. An diesem 17. März 2007 wurde er aber zum umjubelten Strahlemann.

Kein böser Blick zurück, nur überschäumende Freude nach seinem goldenen Tor zum so wichtigen 1:0 gegen den VfB Stuttgart. Der FC Schalke 04 im Land des Lächelns. Das konnten einige Angestellte des Bundesliga-Tabellenführers schon immer sehr gut. Allen voran der Trainer. Mirko Slomka, wie er gewinnt und grinst. Gleich nach dem glücklichen Sieg gegen den Verfolger, dann natürlich auch später zur Mitternachtsstunde im ZDF-Sportstudio.
»Wer solchen Dusel hat, der kann auch Deutscher Meister werden«, stellte er fest - und feixte dabei. Denn Slomka war nicht entgangen, wie seine Mannschaft sich in dieser Schlüsselpartie durchgesetzt hatte: »Stuttgart spielte nach der Pause stärker. Wir haben sicher schon bessere Vorstellungen geboten, die wir dann aber nicht gewinnen konnten.«
Slomka dachte da sofort an das 0:1 gegen Leverkusen, da waren sie nur am überragenden Torwart Rene Adler gescheitert. Oder an das 0:2 gegen den HSV ein paar Tage später, auch diese Partie musste Schalke nicht verlieren.
Aber jetzt kehrt das Glück zurück. Schon beim 1:1 in Hannover, wo in der Schlussphase eine weitere Pleite drohte. Heimniederlage Nummer drei in Serie war gegen Stuttgart möglich. Andreas Müller kommentierte die Partie mit grinsender Miene so: »Hauptsache, der Dreier bleibt hier. Mir ist heute total egal, wie wir dieses Spiel gewonnen haben.«
Nach einer Ecke in der 76. Minute: Da stocherte Krstajic den Ball über die Linie, die Arena wurde zum Tollhaus. Slomka rannte im Sprinter-Tempo die Linie runter und gratulierte dem Schützen. Keine 120 Sekunden später blitzte auf dem Video-Würfel noch ein 1:0 auf. 1:0 für Frankfurt gegen die Bayern.
»Da ist das Stadion explodiert«, bewunderte Krstajic nach dem Abpfiff den Enthusiasmus der Fans. Die wurden zuletzt ja auch nicht mehr besonders verwöhnt, jetzt gab es aber nur strahlende und glückliche Gesichter.
Schalke im Rausch. Schalke im Ausnahmezustand. Schalke vor dem Titelgewinn? »Das war ein ganz wichtiger Schritt, ein richtungweisendes Spiel«, atmete Slomka auf, dem die große Erleichterung anzusehen war. So schön hat er noch nie gelacht.
Warum? Darum: Neun vor den Bayern, sieben vor Stuttgart, nur Bremen sitzt mit drei Punkten Abstand den »Königsblauen« im Moment dicht im Nacken. »Jetzt fahren wir mit viel mehr Selbstvertrauen zum Duell nach München«, kündigte Krstajic an. Sein Tor war für ihn wie »eine Erlösung«, denn aus dem einst so stolzen Spitzenreiter FC Schalke 04 drohte schon wieder der »FC Schlotter 04« zu werden.
»Die Negativserie haben wir erst einmal gestoppt«, sagte Slomka, der vom Titel noch nicht reden wollte. Sie denken aber schon ganz lange daran - und durften sich an diesem Tag endlich wieder mal freuen. Gerald Asamoah kann das besonders gut. Das breiteste Lach-Gesicht der Liga hatte auch allen Grund dazu. Nach fast halbjähriger Verletzungspause feierte er in den letzten 14 Minuten seine Rückkehr: »Es war herrlich, endlich wieder auflaufen zu dürfen. Monatelang konnte ich auf der Tribüne nur mitzittern.«
Rechtzeitig zum Endspurt kehrt Asamoah zurück. Wie Christian Pander, der sogar die volle Spielzeit durchhielt. Und Trainer Slomka hofft, dass beim Bayern-Spiel in zwei Wochen auch Gustavo Varela und Peter Lövenkrands wieder einsatzbereit sein werden. Noch ein Anlass zum Lächeln.

Artikel vom 19.03.2007