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Der Titeltraum des Kapitäns

2004 kam Bordon zum FC Schalke 04 - und will 2007 endlich Erster werden

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Stichwort Stuttgart. Da springt Marcelo Bordon (31) sofort an: »Das war für mich eine sehr schöne Zeit, jetzt ist der VfB einer unserer drei Verfolger im Kampf um den Meistertitel.«

Von 1999 bis 2004 verteidigte der Brasilianer für die Schwaben, dann lockte ihn der FC Schalke 04 mit einem erstklassigen Angebot. »Aber es ging mir damals nicht nur um das Geld, ich wollte endlich mal einen Titel holen«, begründet Bordon heute seine Entscheidung von vorgestern.
Natürlich zog den Abwehrchef vor allem die »Kohle« ins Revier, aber sportlichen Ehrgeiz kann man ihm nicht absprechen. Bordon ist ein hundertprozentiger Profi. Im Training - und in jedem Spiel. Deshalb haben sie ihn bei den »Königsblauen« inzwischen zum Kapitän befördert. Am heutigen Samstag führt er den Spitzenreiter wieder als erster Mann auf den Platz, dann soll die Revanche gegen den VfB Stuttgart steigen.
Das Hinspiel im Daimler-Stadion hat Bordon nicht vergessen: »Wir wurden damals abserviert.« 0:3. Der Tiefpunkt im stürmischen Schalker Herbst. Trainer Mirko Slomkas Stuhl wackelte bedenklich, aber die Mannschaft kriegte unter seiner Regie die Kurve. In den folgenden 13 Spielen blieb sie ungeschlagen und eroberte die Spitze. Da thronen die »Königsblauen« auch heute noch, und Bordon wird alles geben, damit sich dieses Tabellenbild bis zum 19. Mai nicht ändert: »Es wäre ein Traum, wenn ich mit Schalke die Meisterschaft feiern dürfte.«
Damals, in den Krisentagen, war er der Mann, der alle wach rüttelte. Es gab Gründe genug. Die Stimmung? Miserabel. Die Einstellung? Schlecht. Außerdem vermutete Bordon einen »Maulwurf« im Knappen-Kader, der Interna nach draußen getragen haben soll.
Vorwürfe, die abgehakt sind. Trotz der Rückschläge in den letzten vier Spielen, in denen Schalke nur zwei Punkte holte, kann Bordon seine Kollegen inzwischen nur noch loben: »Wir präsentieren uns als echtes Team.« Allerdings: Fundierte Kritik schwingt trotzdem weiter mit, wie vor einer Woche nach dem sehr glücklichen 1:1 in Hannover: »Wenn wir Meister werden wollen, dann müssen wir ab sofort wieder besseren Fußball anbieten.«
Schon an diesem Samstag, gegen den VfB Stuttgart. Denn der Kapitän weiß: »Das wird ein Schlüsselspiel.« Mit einem Heimsieg wäre der Verfolger um sieben Punkte distanziert, außerdem fährt Schalke anschließend wesentlich lockerer am 31. März zur schweren Auswärtspartie nach München.
An Bordon soll es nicht liegen. Der hängt sich voll rein. Immer. Der spielt auch, wenn die Leiste schmerzt. »Ein Super-Profi«, sagt Slomka über seinen Rasen-Chef, der vor allem die jüngeren Spieler stützt. Als Manuel Neuer zuletzt beim 1:1 gegen Hannover 96 in ein paar Situationen nicht so ganz souverän aussah, winkte Bordon nur ab: »Alles halb so schlimm. Der Manuel hat noch zwanzig Jahre Zeit, um Fehler zu machen.« Dem Vorgänger Frank Rost hätte er diese Patzer nicht so ohne weiteres nachgesehen. Der Abwehr-Perfektionist und der Torwart-Ehrgeizling, sie verstanden sich nicht so besonders gut.
Dafür klappt die Abstimmung mit dem Strafraum-Nachbarn Mladen Krstajic bestens. Der kam auch 2004 ins Revier. Wie Bordon. Der kantige Abräumer aus Serbien-Montenegro kennt das Gefühl schon, wie schön das ist, wenn man Deutscher Meister wird. Vor drei Jahren gewann Krstajic mit Werder Bremen den Titel.
Da hat Bordon noch Nachholbedarf. Klappt es 2007 wieder nicht, geht es weiter. Neuer Versuch. Denn der Vertrag des Kapitäns beim FC Schalke 04 läuft bis 2009.

Artikel vom 17.03.2007