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Die Grenzen wurden überwunden

Merowinger-Ausstellung eröffnet - Beutekunst aus Geheimarchiven

Blick in die Merowinger-Ausstellung, die gestern in Moskau eröffnet wurde.Foto: dpa

Moskau/Berlin (dpa). Bei der deutsch-russischen Merowinger-Ausstellung in Moskau kommt es auf das Kleingedruckte an. Ein winziges Sternchen auf den Erläuterungstafeln steht für »MVF Berlin, bis 1945«. Die so gekennzeichneten Schmuckstücke, Kreuze oder Schwerter stammen aus dem Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin. Sie lagern seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Beutekunst in den Geheimdepots russischer Museen. Ein Gesetz hat sie zu russischem Eigentum erklärt.
Die gestern eröffnete Ausstellung im Moskauer Puschkin-Kunstmuseum zeigt die frühmittelalterliche Welt der Merowinger vom 5. bis 8. Jahrhundert als ein »Europa ohne Grenzen«. Doch um die Schau zu Stande zu bringen, mussten viele Grenzen überwunden werden in einem kulturpolitischen Kraftakt zwischen Deutschland und Russland. »Das ist eine veränderte Qualität der Zusammenarbeit«, schwärmt der deutsche Kulturstaatsminister Bernd Neumann.
Die Russen akzeptierten auch, dass die deutsche Seite in dem Katalog ihre Rechtsposition darlegt, warum die Kulturgüter eigentlich zurückgegeben werden müssen. Erstmals hat das Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin eine Ausstellung seiner verlorenen Sammlung durch Leihgaben seiner heutigen Bestände ergänzt.
Immerhin sollen die Merowinger-Funde nach der Sonderausstellung nicht wieder im Depot verschwinden. Irina Antonowa, die Direktorin des Puschkin-Museums und Hüterin der größten Beutekunst-Schätze, verspricht: »Die Exponate werden genauso ständig gezeigt werden wie das Schliemann-Gold.« Und auch Kulturstaatsminister Neumann hofft, dass »die Politik des Wegschließens und Geheimhaltens« von Beutekunst überwunden sei.

Artikel vom 13.03.2007