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Bremen mit Bayern-Dusel

»Manchmal gehen die Bälle rein, manchmal nicht«

München (dpa). Fußball paradox: Erstmals in dieser Saison spielte Bayern München in der Bundesliga meisterlich, aber einen »big point« im Titelrennen feierte Werder Bremen. 10:1 nach Chancen, 1:1 nach Toren - nicht nur Ottmar Hitzfeld fühlte sich wie im falschen Film.
»Wir haben eine Dominanz auf dem Platz gezeigt, wir hätten 3:0 oder 4:0 führen müssen«, haderte der Bayern-Trainer angesichts der Abschlussschwäche, die Nationalstürmer Lukas Podolski in gewohnt schlichten, aber treffenden Worten zusammenfasste: »So ist halt der Fußball. Manchmal gehen die Bälle rein, manchmal nicht.«
Ein Versprecher von Thomas Schaaf dokumentierte, wie froh der Tabellenzweite sein durfte. »Es war ein glücklicher Sieg«, meinte der Werder-Coach. Den Bayern-Dusel hatten diesmal die Bremer, auch wenn sie »kein schlechtes Gewissen« plagte, wie Manager Klaus Allofs hervorhob: »Der Punkt ist nicht gestohlen.« Er war vielmehr ein Bayern-Geschenk an die wankenden Bremer. »Du musst solche Phasen auch mal überstehen«, meinte Allofs.
Für die Bayern war das »bittere 1:1« (Hitzfeld) zwar ein Rückschlag bei der Jagd auf Schalke, Bremen und Stuttgart, aber sie bewerteten es auch als Fortschritt. »Das war unser bestes Saisonspiel. So stellt man sich den FC Bayern vor«, kommentierte Philipp Lahm. »Wir haben uns das Bayern-Gen zurückgeholt. Alle anderen haben wieder Angst vor uns«, schwärmte Hasan Salihamidzic.
Die Bayern überzeugten als Kollektiv - und versagten individuell. 1:0-Schütze Podolski (7.) und Salihamidzic vergaben auch nach dem 1:1 noch Chancen, bei denen »das 2:1 kommen muss«, wie Hitzfeld kritisierte. Und bei der einzigen Bremer Torchance, die eigentlich gar keine war, patzten wieder einmal Daniel van Buyten und vor allem Oliver Kahn. »Das Gegentor war ein klassischer Stellungsfehler - und zu allem Überfluss kam auch noch Kahn aus seinem Tor«, kommentierte Franz Beckenbauer die Szene, als der Bayern-Kapitän gegen Werder-Stürmer Hugo Almeida zu spät kam und Markus Rosenberg das Münchner Abwehrchaos zum 1:1 nutzte (67.). Bremens Torhüter Tim Wiese meinte nach dem Abpfiff ironisch: »Wenn wir noch eine zweite Torchance haben, gewinnen wir sogar.«

Artikel vom 13.03.2007