Internet-Video der Islamisten professionell erstellt
Berlin (Reuters). Die Islamistengruppe, die den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan fordert und andernfalls mit Anschlägen droht, zielt mit einem professionell gemachten Video direkt auf deutsche Zuschauer. Der am Samstag im Internet veröffentlichte Film enthält neben einem arabischen Text Untertitel, in denen die Position der Gruppe in fehlerfreiem Deutsch präsentiert wird. Zudem beziehen sich die Urheber auf die deutsche Debatte über den Afghanistaneinsatz, etwa indem sie das Titelblatt der »Bild«-Zeitung mit den Fotos von deutschen Soldaten mit Totenschädeln zeigen. Das Auftauchen dieser Fotos hatte im Herbst für erregte Debatten gesorgt. Während im gesprochenen Text Deutschland und Österreich mit Anschlägen gedroht wird, wenn sie ihre Truppen nicht abziehen, sind die Untertitel im Ton weniger aggressiv. »Der weise Mensch zerstört seine Sicherheit nicht durch seine eigenen Hände«, heißt es. »Wir fragen uns: Was hat Deutschland für einen Nutzen davon, dass es 2750 Soldaten als Unterstützung für die Nato-Truppen schickt, um die Lügen von Bush und seiner Bande zu verteidigen? Und welchen Nutzen hat Deutschland davon, dass die Regierung eine grenzenlose Unterstützung für Bush und seine Bande versprach.« Dies spielt offenbar auf die »uneingeschränkte Solidarität« an, die der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder den USA nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zusagte. Der Bundesregierung wird in den Untertiteln vorgeworfen, sie habe ihr Volk angelogen, »als sie sagte, dass die Teilnahme der Deutschen bei den Nato-Truppen für den Wiederaufbau gedacht ist! Ihre größte Lüge war die Behauptung, dass sie ihre Soldaten nach Afghanistan schicken würden, um terroristische Angriffe in Deutschland zu vermeiden!« Das Video beginnt mit der Einblendung der Flaggen Deutschlands und Österreichs, in deren Hintergrund Flammen lodern. Später werden in schneller Abfolge Porträtfotos von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Vizekanzler Franz Müntefering und aller 14 weiteren Bundesminister gezeigt. Die Bilder sind zum Teil etwas veraltet. Auch die Zahl von 2750 eingesetzten deutschen Soldaten entspricht nicht dem aktuellen Stand. Derzeit sind etwa 3000 Soldaten eingesetzt. An anderer Stelle wird ein deutsches Bundeswehr-Fahrzeug gezeigt. Ähnliche Motive gibt es vom Einsatz österreichischer Soldaten. Optisch folgt das Video den Präsentationsformen moderner Nachrichtensendungen, wenn es am Anfang heißt: »Stimme des Kalifat Kanal präsentiert«. Der Sprecher sitzt an einem modernen Tisch und wird durch Schnitte aus verschiedenen Blickwinkeln gezeigt. Das Video wurde auf einer von Extremisten benutzten Internetseite veröffentlicht, auf dem auch das Video der Entführer von zwei Deutschen im Irak verbreitet wurde, die mit der Tötung der Geiseln drohen, wenn die Bundeswehr nicht aus Afghanistan abzieht.
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