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Zivilhelfer wollen erkennbar bleiben

Schon 2005 sollten Militärs auf weiße Geländewagen verzichten

Von Reinhard Brockmann
Berlin/Bonn (WB). Trotz wachsender Unsicherheit bleibt Deutschland in Afghanistan zivil und militärisch engagiert.

Die Deutsche Welthungerhilfe hält ein politischen Motiv hinter der Ermordung des Aufbauhelfers Dieter Rübling (65) für möglich. Die 25 internationalen Fachkräfte der Hilfsorganisation im Land wurden für Montag in die Hauptstadt Kabul zurückbeordert, sagte Generalsekretär Hans-Joachim Preuß am Freitag in Berlin.
In Afghanistan wurden am Freitag acht Männer in Verbindung mit dem Mord festgenommen. Sechs der Männer würden verdächtigt, direkt an der Tötung teilgenommen zu haben, sagte der Provinzgouverneur Sajed Mohammed Ikbal Nib. »Es war eine organisierte Terror-Attacke, sie wollten die Sicherheit in der Provinz stören«, fügte er hinzu.
In der Bundestagsdebatte über die Ausweitung des Einsatzes durch die Entsendung von »Tornado«-Aufklärungsflugzeugen sicherte die Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul zu, Deutschland werde sein Engagement in Afghanistan fortsetzen. Unter starkem Applaus der Abgeordneten dankte Wieczorek-Zeul mit bewegenden Worten dem Verstorbenen für sein »zutiefst humanitäres Engagement«.
Bereits 2005 hatte die Bonner Hilfsorganisation eine klarere Trennung zwischen Militärs und zivilen Helfern angemahnt. Im Vorfeld der damaligen Ausweitung des Bundeswehreinsatzes hatte Generalsekretär Preuß kritisiert, »dass die Grenzen zwischen Militär und zivilen Helfern aufgeweicht werden«. Bundeswehr und andere Armeen nutzten in Afghanistan die gleichen weißen Geländewagen, wie sie Hilfsorganisationen benutzten. Preuß damals: »Unsere Sicherheit hängt davon ab, dass wir vom Militär unterschieden werden können. Aber so werden wir zu einem potenziellen Angriffsziel.«
Die Forderung ist bis heute aktuell. Am Freitag sagte Preuß dem WESTFALEN-BLATT: »Wir sind im Dialog.« Konsequenzen aus seiner damaligen Forderung habe man noch nicht gezogen, auch weil es in dieser Frage »Auseinandersetzungen in der Bundeswehr« gebe. Sprecherin Doris Theisen: »Wir wissen noch nicht, wie es in dieser Frage weitergeht.«
Die Welthungerhilfe beschäftigt 25 überwiegend deutsche und 600 einheimische Helfer. Sie ist seit 1992 in Afghanistan tätig, seit 1999 auch in Sar-i-Pul. Rübling arbeitete seit 2006 für die Welthungerhilfe als beratender Bauingenieur in Nordafghanistan. Er war zuständig für die technische Abnahme von Bauprojekten wie Schulen, Brücken und Kleinkraftwerken. Kommentar

Artikel vom 10.03.2007